Die Wärme kommt aus 150 Metern Tiefe

Kreiswohnbau Hildesheim baut in Schellerten zwei Gebäude, die künftig mit Erdwärme beheizt werden

Die kwg lässt in Schellerten künftig ein Mietshaus und das Medizinische Versorgungszentrum mit Erdwärme versorgen. Die Bohrungen dafür laufen bereits, wie kwg-Projektleiterin Sophia Schmidt erklärt.

Von Andrea Hempen

Die Kreiswohnbaugesellschaft Hildesheim (kwg) hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt und verfolgt mit ihrem „Klimapfad“ eine klare Vision: Bis 2045 sollen 90 Prozent der von der kwg errichteten Häuser klimaneutral sein. Bis 2030 will die Gesellschaft bereits 60 Prozent der Kohlendioxideinsparungen bei Neubauten erreicht haben. Eine wesentliche Lösung, um diese Ziele zu erreichen, ist die Nutzung von Erdwärme, wie Sophia Schmidt, Mitarbeiterin der kwg, erklärt. Sie leitet das Projekt in Schellerten, bei dem ein Mietshaus und ein Medizinisches Versorgungszentrum gebaut werden. Beide Gebäude sollen künftig mit Erdwärme beheizt werden.

 

Für die Erdwärme wird auf dem Grundstück an der Berliner Straße derzeit bis zu 150 Meter tief in die Erde gebohrt. Eine Probebohrung im Sommer hatte bereits gezeigt, dass der Standort gut für die Nutzung von Erdwärme geeignet ist. Nun werden zehn Bohrungen mit einer Tiefe von 150 Metern durchgeführt, in die die Erdwärmesonden eingesetzt werden. Diese Sonden sind geschlossene Systeme, in denen ein Wärmeträgermedium, ein Wasser-Glykol-Gemisch, zirkuliert. Dieses Medium entzieht der Erde die Wärme, die anschließend in die Gebäude transportiert wird, um Heizungen und warmes Wasser zu versorgen.

 

Ingenieur Heiko Kollien vom Architektur- und Ingenieurbüro Himstedt und Kollien erklärt, dass es wichtig sei, die Wärme, die aus der Erde entnommen wird, auch wieder zurückzuführen, damit die Erde nicht vereist. Dies werde durch Photovoltaikanlagen geschehen, die die nötige Energie liefern.

 

Mit dem Bauprojekt an der Berliner Straße in Schellerten betritt die kwg Neuland, da erstmals auf die Erdwärme gesetzt wird. Schmidt hebt hervor, dass das System der Erdwärmepumpe sowohl ökologisch als auch ökonomisch Vorteile bietet. Es hat den geringsten Kohlendioxid-Ausstoß und liefert konstante Wärme, was es zu einer nachhaltigen Alternative zu fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas macht, die in Zukunft begrenzt verfügbar sein werden.

 

Die ersten Mieter sollen voraussichtlich im Mai in das 15-Parteienhaus einziehen. Obwohl noch keine Mietverträge unterschrieben sind, liegen der kwg bereits Interessentenlisten vor. Der Wohnraum ist speziell für Menschen ab 60 Jahren mit mittlerem Einkommen vorgesehen.

 

Neben dem Mietshaus entsteht direkt nebenan das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ), das auf dem Gelände des ehemaligen Volksbankgebäudes errichtet wird. Nachdem das alte Gebäude abgerissen wurde, starten in der kommenden Woche die Bauarbeiten. Das MVZ soll Ende 2025 bezugsfertig sein und dann Arztpraxen beherbergen. Betreiber des MVZ ist eine eigens dafür gegründete Gesellschaft der Gemeinde Schellerten.

Mit einem Bohrer geht es unterhalb des kwg-Grundstücks an der Berliner Straße bis zu 150 Meter in die Tiefe, um an die Erdwärme zu gelangen.