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2500 Liter Gerstensaft, ein Umzug und den Scorpions auf der Spur

Von Alexander RathsFotos von Alexander Raths
Vorschau des Presseartikels 2500 Liter Gerstensaft, ein Umzug und den Scorpions auf der Spur
Maik-Oliver Towet sagt gern Prost – und stößt am liebsten mit Bier "Made in Sarstedt"

Craft Beer: Ob Helles, Kölsch oder Weizen stellen die Sarstedter Bierfreunde her – auf engem Raum in der bisherigen Braustätte. Das ändert ein Ortswechsel, von dem viele profitieren sollen.

52 Quadratmeter sind auf Dauer zu wenig für sie. Die ehemalige Schlachterei im Brickelweg wird für die Sarstedter Bierfreunde allmählich zu eng. Daher ziehen sie um – zum Giebelstieg in die Lönsstraße, wo sie ab 1. Dezember in ihrem neuen Domizil 105 Quadratmeter Platz haben. Und zwar im ehemaligen Gilde-Eck. Genau dort, wo die Scorpions, damals nannten sie sich noch Nameless, vor 60 Jahren aus der Taufe gehoben wurden. Sarstedter Geschichte pur also – der markante Flachbau in der Lönsstraße 14 a zeugt von der Stadthistorie. Diese wollen die Bierfreunde weiterpflegen, indem sie die etwa 600-jährige Brautradition Sarstedts fortführen – seit sechs Jahren tun sie dies schon, haben seither etwa 2500 Liter Bier gebraut, wie ihr Vorsitzender Maik-Oliver Towet erzählt.


Ziel des Vereins ist, im Giebelstieg viele Leute zusammenzubringen und mit ihnen den selbstgebrauten Gerstensaft zu genießen. „Es geht uns darum, in der Lönsstraße Generationen zu verbinden. Wir wollen dort auch für Integration sorgen“, sagt Towet mit Blick auf die Menschen, die im Giebelstieg wohnen.


Dort, wo es bloß zwei Kioske gebe, betont Towet. Und genau darum sei ein neuer Treffpunkt eine sehr gute Sache. Auch Raum für Veranstaltungen gibt es dort, Privatfeiern sind zudem möglich. Anregungen sind den Bierfreunden willkommen.


Die sind froh, ein neues Brauhaus günstig beziehen zu können. „Dank der kwg zahlen wir in der Lönsstraße nur drei Euro Kaltmiete. So können wir Geld sparen. Die Bürgermeisterin Heike Brennecke hat dafür gesorgt, dass wir dorthin umziehen können“, so Towet.


Towet ist inzwischen der „Boss“ von 50 Bierfreunden – 2019 hatten sich diese mit zunächst sieben Leuten zusammengetan. Der Verein ist also mächtig gewachsen, braucht eben Platz – und die Mitglieder sind auch von daher vom „unschlagbaren Angebot“ der Vermieterin, der Kreiswohnungsbaugesellschaft, hellauf begeistert. Als Gegenleistung werden die Sarstedter die Räume renovieren. „Um ein neues Kapitel für den Giebelstieg aufzuschlagen“, schwärmen sie in einer Vereinsbroschüre. Jedoch ganz und gar nicht in einer regulären Kneipe, hebt Towet hervor. Die Leute sollen dort einen Treffpunkt haben, in einem „offenen Haus“, wo sie sich austauschen können, Spaß haben oder auch über Probleme reden. Der Kitt, der die Menschen verbinden soll, wird das Bier sein, hofft Towet. Denn das selbstgemachte Craft Beer sorge für Geselligkeit.


Wie das überhaupt schmeckt? Frisch, süffig und bekömmlich. Das Sarstedter Helle etwa. Und die Bierfreunde haben noch mehr in petto. Mehr als zehn Sorten gehören zu ihrer Palette: darunter Pale Ale, Weizen, Kölsch, Alt, dazu Fassbrause – mit jeweils fünf Prozent Alkoholgehalt, erhältlich in 0,33-Liter-Flaschen für 3 Euro. Auch eine alkoholfreie Sorte könnte hinzukommen. Ebenfalls geplant: ein Online-Verkauf für Selbstabholer.


Towet und die anderen schwören eisern auf ihren naturbelassenen Gerstensaft, der nur einmal gefiltert wird. Im krassen Gegensatz zum „Industriebier“, den Fernsehmarken, wie es Towet nennt: also jene bekannten Labels, die sich etwa Fußballfans gönnen. Solche Bier-Massenware werde bis zu 100 Mal gefiltert, sagt der Sarstedter, der aber diese „zu 100 Prozent etablierten Sorten“ ganz und gar nicht in Grund und Boden verbannen will. „Industriebier hat seine Daseinsberechtigung“, meint Towet. Doch mit dem Craft Beer seien Biere aus der Großproduktion nicht zu vergleichen. Für den 50-Jährigen ist es kein Wunder, dass Craft Beer seit ungefähr zehn Jahren auf dem Vormarsch ist. Und die Sarstedter ziehen kräftig mit – auch auf heimischen Festen wie jüngst beim Kartoffelmarkt.


Wenn sie größere Mengen für Sarstedter Events brauen, dann hilft der Fachbetrieb Robens in Eldagsen. Mit dieser Brauerei arbeiten die Sarstedter, wie auch andere Bierfans in der Region, zum Beispiel die Heyersumer Brauer zusammen. Und künftig wollen die Sarstedter auch noch Kartoffelbier anbieten. Passt doch sehr zum Kartoffelmarkt, meint Towet.


Wer sich zu den Bierfreunden gesellen will, kann dies beim Vereinsbrauen am Samstag, 20. September, ab 12 Uhr im Brauhaus im Brickelweg 4. Im Zeichen des mittelalterlichen Sechssterns, Zunftzeichen der Brauer und Mälzer – und Markenzeichen der Sarstedter Bierbrauer.

Hildesheimer Allgemeine Zeitung
16. September 2025