Nach fünf Jahren Planung: Startschuss für Sarstedts neue Rettungswache

3,2 Millionen Euro soll der Stützpunkt für Rettungswagen neben dem neuen Sarstedter Gymnasium kosten – im Januar 2027 könnte er schon in Betrieb gehen.
Mehr als ein halbes Jahrzehnt ist seit dem ersten politischen Votum für eine neue Rettungswache in Sarstedt vergangen; jetzt können die Bauarbeiten starten. Am Freitagmorgen kamen Vertreterinnen und Vertreter von Stadt, Landkreis, Kreiswohnbaugesellschaft (kwg) und Bauunternehmen zusammen, um gemeinsam den ersten Spatenstich zu begehen. Mit einer Prise Selbstironie prophezeite kwg-Chef Matthias Kaufmann: „Was lange währt, wird meistens gut.“
Zwischen dem Neubau des Sarstedter Gymnasiums – dem vielleicht modernsten in ganz Niedersachsen, wie Landrat Bernd Lynack bemerkte – und dem Sportplatz soll die neue Rettungswache entstehen. Geplant ist eine Fahrzeughalle für fünf Rettungswagen, eine Waschhalle und ein Sozialtrakt, wo die Lebensretter sich ausruhen können, denn die Wache wird 24 Stunden lang besetzt sein. Der Bau soll 3,2 Millionen Euro kosten und etwas länger als ein Jahr dauern. Verantwortlich für das Projekt ist die Gesellschaft für kommunale Immobilien (GKHI), eine Schwestergesellschaft der kwg.
kwg-Geschäftsführer Matthias Kaufmann skizzierte den bisherigen, etwas holprigen Werdegang des Vorhabens: Bereits im März 2020, ganz am Anfang der Coronapandemie, habe der Kreisausschuss das erste Mal sein Votum für die Rettungswache in Sarstedt abgegeben; im November 2020 folgte die offizielle Absichtserklärung. Doch die Planungen seien schleppend angelaufen, so Kaufmann. Langwierige Verhandlungen mit den Krankenkassen; verschiedene Entwürfe wurden diskutiert. Dann kam auch noch die Baustelle für das neue Gymnasium direkt gegenüber in die Quere: „Da hatten wir erhebliche Bedenken“, so Kaufmann. Landrat Lynack präzisierte, man habe Sorge gehabt, dass sich Baustellenbetrieb und Rettungsfahrzeuge gegenseitig behindern könnten. „Das wollten wir dann lieber lassen, bevor noch jemand zu Schaden kommt.“
Zuletzt hatte sich auch das niedersächsische Innenministerium eingeschaltet: Die Kommunalaufsicht wollte das Finanzierungskonstrukt prüfen. Das sieht so aus: Das Grundstück gehört dem Landkreis, wird aber im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrags für 33 Jahre an die GKHI übertragen. Diese vermietet die Rettungswache an den Landkreis, der sie wiederum an den jeweiligen Rettungsdienstbetreiber weitervermietet. Das Innenministerium warf die Frage auf, ob es nicht günstiger wäre, wenn der Landkreis zur Finanzierung von vornherein einfach einen Kredit aufnimmt. Das wurde jedoch verneint; Mitte September erteilte das Ministerium seine Zustimmung. Kaufmann kommentierte die lange Planungszeit beim Spatenstich am Freitag trocken: „Viele Köche verderben eben den Brei.“ Und das geht auch ins Geld: Die meisten beteiligten Unternehmen hätten ihre veranschlagten Preise halten können, so der kwg-Geschäftsführer. Trotzdem wird die Verzögerung schon jetzt mit rund 40.000 Euro zu Buche schlagen.
Landrat Bernd Lynack machte unter anderem die vielen bürokratischen Prozesse für die Verzögerung verantwortlich – und gab sich auch selbstkritisch. „Manches hätten wir in der Außenkommunikation besser machen können.“ Lynack betonte die Wichtigkeit einer neuen Rettungswache in Sarstedt: Der alte Standort auf der Rückseite des Sarstedter Innerstebads sei in die Jahre gekommen und werde den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht. Seit Jahren schon steht der Standort in der Kritik – vor allem mit Blick auf den Platzbedarf. „Fachkräfte im Rettungsdienst sind Mangelware“, gab der Landrat zu bedenken. „Wenn wir Personal gewinnen und auch halten möchten, müssen wir für gute Arbeitsbedingungen sorgen.“ Und auch der Standort bereitet den Verantwortlichen Kopfzerbrechen: Die Straßen durch das angrenzende Wohngebiet seien zu eng. Zudem kommt immer wieder die Sorge auf, im Fall eines schweren Innerste-Hochwassers könne es schwierig werden, die Rettungswache überhaupt noch zu erreichen.
2023 rückten die Lebensretter von der Sarstedter Wache nach Daten des Landkreises zu insgesamt 4620 Einsätzen aus. Das sind durchschnittlich rund 13 Einsätze pro Tag. Von Sarstedt aus wird der Rettungsdienst nicht für das Stadtgebiet selbst, sondern auch für die Gemeinden Algermissen, Giesen, Harsum und Nordstemmen bestritten.
Auch Sarstedts Bürgermeisterin Heike Brennecke zeigte sich am Freitag froh, dass die Bauarbeiten nun endlich beginnen können. „Das ist ein wichtiges Zeichen für die Sicherheit in unserer Region.“