Sie sprang ins Wasser, um zu helfen

Landkreis verleiht Zivilcouragepreis an Kerstin Blank – sie reagierte nach Badeunglück am Hohnsensee
Kreis Hildesheim. Der Mann geht im Hohnsensee schwimmen. Doch plötzlich bewegt er sich nicht mehr, geht unter. Kerstin Blank denkt nicht einen Moment nach. Sie springt hinterher. Gleichzeitig ruft ihr heute zwölfjähriger Sohn
Emil den Notruf. Nach wenigen Minuten sind Rettungskräfte vor Ort. Für ihr Engagement ist Kerstin Blank aus Hanau jetzt mit den Zivilcourage-Preis des Landkreises ausgezeichnet worden. „Wir verleihen diesen Preis an Menschen, die hingeschaut haben und die Verantwortung übernehmen“, sagt Landrat Bernd Lynack (SPD) bei der Übergabezeremonie in der Ausbildungswerkstatt von KSM Castings. Bereits seit zehn Jahren verleiht der Landkreis seinen Zivilcourage-Preis auf dem Werksgelände von KSM. Dort pressen die Preisträger eine Hand in ein Negativprofil, das dann mit Flüssigmetall aufgefüllt wird. „Das Metall hat eine Temperatur von 760 Grad Celsius“, sagt Jörg Gustke, Ausbildungsleiter von KSM Castings. Er ist bei den Preisverleihungen seit Anfang an dabei. Dieses Jahr ist er das letzte Mal für die Handabdrücke verantwortlich. In wenigen Monaten übernimmt sein Nachfolger Amir Heydari die Leitung der Ausbildung. „Insgesamt bilden wir 52 Auszubildende in drei Jahrgängen in Hildesheim aus.“
Nicht alle schritten ein, als es um Leben und Tod ging
Kerstin Blank war im Sommer des vergangenen Jahres mit ihrem Wohnmobil auf dem Stellplatz am Hohnsensee. Als sie mit ihren Kindern Emil und Lola (heute fünf Jahre) am See spazieren ging, wurde sie Zeugin des Unglücks. Und schritt ein. Bei der Preisverleihung kritisiert sie allerdings andere Spaziergänger, die nicht eingegriffen haben, als ihre Kinder um Hilfe riefen. Sie selbst berichtet, dass sie sich nur daran erinnern kann, wie sie ins Wasser gesprungen und losgeschwommen ist. Danach bricht ihre Erinnerung ab. „Das war keine bewusste Entscheidung“, sagt Blank, „ich bin einfach gesprungen.“ Für den 84-jährigen Mann kam aber am Ende jede Hilfe zu spät. Den zweiten Preis des diesjährigen Zivilcourage-Preises bekommen Volkan Irtegün und Lino Tristan Lau. Sie waren auf einer Fahrt auf der Bundesstraße 1 von Hameln nach Hildesheim unterwegs, als ihnen ein in Schlangenlinien fahrendes Auto auffiel. Sie
behielten den Wagen im Blick und wählten den Notruf. Der Fahrer des Autos hatte, wie sich später herausstellte, an jenem Tag bereits seinen zweiten Herzinfarkt. Dieser Fall ging glimpflich aus. Durch die Hilfe der jetzigen Preisträger
wurden Unfälle verhindert, und der Fahrer des Autos wurde gerettet. Sponsor des Zivilcourage-Preis des Landkreises ist die Kreiswohnbau-Gesellschaft (kwg). Neben Sachpreisen hat die kwg 1.000 Euro für den ersten Preis und weitere
500 Euro für den zweiten Preis ausgelobt. „Wir brauchen Menschen, die auch mal nach rechts und links gucken“, sagt kwg-Geschäftsführer Matthias Kaufmann. Auch Hildesheims Polizei-Chef Michael Weiner lobt die Preisträger: „Wenn jemand Zivilcourage zeigt, dann beeindruckt mich das.“