Seit Okto­ber saniert die Kreis­wohn­bau­ge­sell­schaft kwg ein Gebäu­de an der Kai­ser­stra­ße, nun ist der Dach­stuhl voll­endet. Im Herbst zie­hen dort das Vete­ri­när­amt und das Amt für Bevöl­ke­rungs­schutz ein.

kwg Geschäfts­füh­rer Mat­thi­as Kauf­mann begrüßt Gäs­te und Baubeteiligte
zum Richt­fest in der Kai­ser­stra­ße. Foto: kwg | REI

Von Kili­an Schwartz

Es ist eher sel­ten, dass in einem Gebäu­de drei­mal Richt­fest gefei­ert wird. Das in der Hil­des­hei­mer Kai­ser­stra­ße 19 erlebt nach sei­ner Errich­tung im Jahr 1910 und dem Wie­der­auf­bau nach Kriegs­en­de der­zeit sei­nen drit­ten Früh­ling. Die Kreis­wohn­bau­ge­sell­schaft kwg hat im Okto­ber mit der Sanie­rung des fünf­stö­cki­gen Hau­ses begon­nen, knapp sechs Mona­te spä­ter sind die Arbei­ten am Dach­stuhl voll­endet – tra­di­tio­nell ein Anlass, zum Richt­fest zu laden. Das Pro­jekt, in das die kwg ins­ge­samt 4,5 Mil­lio­nen Euro inves­tiert, sol­le im kom­men­den Herbst fer­tig sein, kün­digt kwg-Geschäfts­füh­rer Mat­thi­as Kauf­mann am Frei­tag an.

Ver­ant­wort­lich für den Bau­be­trieb war und ist Pro­jekt­lei­te­rin Sophia Schmidt. Die Lei­tung des Pro­jekts an der Kai­ser­stra­ße ist für die kwg-Mit­ar­bei­te­rin eine Pre­mie­re. Die Immo­bi­lie aller­dings, wie auch ande­re in die­sem Bereich der Stadt, ist nicht anspruchs­arm: Die unter­ir­disch dahin­glu­ckern­de Trei­be sorgt für schlam­mi­gen Grund, was ein mas­si­ves Fun­da­ment erfor­der­lich macht. Doch die rund 80 Zen­ti­me­ter brei­ten und bis zu 100 Zen­ti­me­ter tie­fen Ton­zie­gel im Unter­grund hät­ten die Jahr­zehn­te sta­bil über­dau­ert, weiß Polier Mark-Oli­ver Loges. „Die sind in einem sehr guten Zustand.“

Die Umge­stal­tung des Bestands­ge­bäu­des birgt jedoch auch so man­che Tücken. Polier Loges erzählt, wie im Lau­fe der Jahr­zehn­te bei Reno­vie­rungs­ar­bei­ten immer wie­der Mate­ria­li­en ver­wen­det wor­den sei­en, die damals zwar zur Ver­fü­gung stan­den, aber nicht unbe­dingt den heu­ti­gen Stan­dards ent­sprä­chen. So habe man beim Reno­vie­ren des Dach­stuhls etwa Holz aus kriegs­zer­stör­ten Häu­sern ver­wen­det oder den Fuß­bo­den mit soge­nann­ten Kokos­mat­ten ver­legt. „Das wür­de heu­te kei­ner mehr so machen.“ Die Fol­ge: Man sto­ße immer wie­der auf Bau­re­lik­te der Ver­gan­gen­heit, die den Arbeits­all­tag erschwerten.

Ursprüng­lich nutz­te der Land­kreis Hil­des­heim-Mari­en­burg das Gebäu­de als Gesund­heits­amt. Auch nach der Zer­stö­rung im Zwei­ten Welt­krieg und dem Wie­der­auf­bau dien­te es erneut als Gesund­heits­amt. Mit einer kur­zen Stipp­vi­si­te der kwg übri­gens – die­se bezog dort zwi­schen 1949 und 1953 ihren ers­ten Stand­ort, bevor sie in ihr heu­ti­ges Domi­zil in der Kai­ser­stra­ße 15 wech­sel­te. Nach­dem der Land­kreis das Gebäu­de meh­re­re Jah­re an den Fach­be­reich Kon­ser­vie­rung und Restau­rie­rung der HAWK ver­mie­tet hat­te, kauf­te die kwg die Immo­bi­lie 2019. Damals war geplant, das Gebäu­de mit dem anlie­gen­den, das eben­falls der kwg gehört, zu kom­bi­nie­ren und einen neu­en Stand­ort für das Gesund­heits­amt zu schaf­fen. „Wir haben aber schnell gemerkt, dass selbst bei­de Gebäu­de zusam­men nicht groß genug wären“, sagt Kaufmann.

Doch der Land­kreis will sich die räum­li­che Nähe zum Kreis­haus nicht ent­ge­hen las­sen. So soll die Kai­ser­stra­ße 19 fort­an dem Vete­ri­när­amt mit sei­nen knapp 30 Mit­ar­bei­ten­den ein neu­es Zuhau­se bie­ten. Bis­her war die Behör­de im Erd­ge­schoss des Kreis­hau­ses unter­ge­bracht – dort soll wie­der­um 2025 die neue Betriebs­ki­ta eröffnen.

Neben dem Vete­ri­när­amt zieht auch das Amt für Bevöl­ke­rungs­schutz in die Num­mer 19. Statt Büros sol­len dabei aber vor allem Räum­lich­kei­ten ent­ste­hen, in denen ein Kri­sen­stab wäh­rend Gefah­ren­la­gen wie etwa Hoch­was­ser Ret­tungs­maß­nah­men koor­di­niert. „Die­se Räu­me wer­den wir hof­fent­lich nie brau­chen“, sag­te Land­rat Bernd Lynack am Frei­tag. Laut Plan der kwg sol­len die Mit­ar­bei­ten­den des Vete­ri­när­amts und des Amtes für Bevöl­ke­rungs­schutz im Okto­ber oder Novem­ber ihre Räum­lich­kei­ten bezie­hen, bis dahin sol­le das Gebäu­de auf sta­bi­lem Grund ste­hen. Mit einem vier­tem Richt­fest ist vor­erst also nicht zu rechnen.

Quel­le: Hil­des­hei­mer All­ge­mei­ne Zei­tung | 23.03.2024