Neues Argentum: Millionen-Projekt kommt in Bockenem in Schwung
Ein Zuhause für Senioren und Menschen mit einem Handicap am markanten Buchholzmarkt: Was die Kreiswohnbaugesellschaft genau im Herzen von Bockenem plant.

In dem alten Gebäude am Bockenemer Buchholzmarkt plant die Kreiswohnbaugesellschaft neun Wohnungen für ältere Menschen und Personen mit Einschränkung; Foto: Michael Vollmer
von Michael Vollmer
Lange Zeit war es um das Millionenprojekt der Kreiswohnbaugesellschaft Hildesheim (kwg), in einem alten Fachwerkhaus am Bockenemer Buchholzmarkt Wohnraum für Senioren und Menschen mit einer Beeinträchtigung zu schaffen, still geworden. Nun nimmt das Vorhaben an der Ecke zur Judenstraße, bei dem der eine oder andere Stolperstein zu überwinden war, Fahrt auf.
In der jüngsten Stadtratssitzung haben kwg-Geschäftsführer Matthias Kaufmann und der Leiter des Kundencenters Alfeld, Gerold Schäfer, über den Stand der Dinge informiert. Der notarielle Erwerb der Immobilie am Buchholzmarkt 6/7 liegt nun sechs Jahre zurück. „Seit 2020 beschäftigen wir uns mit dem Projekt“, so Schäfer. Die Vertreter der kwg machten vor den Ratsmitgliedern keinen Hehl daraus, dass sie gern mit dem Vorhaben deutlich weiter gewesen wären. Aber immer wieder seien im Genehmigungsverfahren Probleme aufgetaucht, die viel Zeit gekostet haben. Ein Beispiel: Nach der Bauvoranfrage für ursprünglich zwölf Wohnungen erreichte die kwg die Mitteilung, dass die Treppe aus brandschutztechnischen Gründen abgelehnt wird. Grund dafür ist, dass es in Bockenem bei der Feuerwehr keine Drehleiter gibt. Steigende Zinsen sorgten nicht zuletzt dafür, dass das Vorhaben im Rahmen eines frei finanzierten Konzeptes nicht mehr zu realisieren ist.
Am Ende blieb den Planern nur die Aufstellung eines neuen Konzeptpapiers, in dem nun im Allerschen Hof öffentlich geförderte Wohnungen mit Mitteln des Landes Niedersachsen entstehen. Geplant sind jetzt neun barrierearme 2- bis 3‑Zimmer-Wohnungen mit einer Fläche von 48 bis 70 Quadratmetern. „Das Angebot richtet sich an ältere Menschen über 60 Jahre oder Personen mit einer Behinderung“, informierte Schäfer. Die Projektkosten bezifferte er auf rund 3,2 Millionen Euro. Die Wohnraumfördermittel betragen etwa 2,1 Millionen Euro. 590.000 Euro kommen aus dem Topf der Städtebauförderung. Das Eigenkapital der kwg liegt bei 460.000 Euro.
Wie geht es nun weiter? Ein Vorentwurf liegt mittlerweile vor. In der Zwischenzeit wurde die rückwärtige Fassade freigelegt: eine Auflage der Denkmalpflege. Nun müssen Fachplaner eingebunden werden, um in die Bauantragsplanung einzusteigen. Ziel ist es, den Antrag bis zum 30. September beim Landkreis einzureichen. Parallel dazu erfolgt die Ausführungsplanung, um dann die Ausschreibung der einzelnen Bauleistungen zu starten. Schäfer geht von einer Bauzeit von etwa 15 Monaten nach Erteilung der Baugenehmigung aus. Aktuell offen ist die Nutzung der dazugehörigen Scheune. „Damit sieht es nicht optimal aus. Sie steht ebenfalls unter Denkmalschutz“, berichtete der Leiter des Kundencenters Alfeld, das auch für die Stadt Bockenem zuständig ist. Die kwg habe im Vorfeld mit mehreren Partnern gesprochen. Ein Interesse an einer Nutzung gab es nicht. Was mit der Scheune geschieht, ist daher weiter offen. Die künftigen Mieter erreichen den Haupteingang des Gebäudes über eine Rampe oder zwei Stufen. Von dort aus gelangen sie in den Flur, wo ihnen ein Aufzug zur Verfügung steht.
Die Miethöhe liegt für niedrige und mittlere Einkommen bei 7,30 Euro je Quadratmeter. Nach Fertigstellung bietet die kwg die Wohnungen in ihrer comfort-Serie an, in der barrierefreie Wohnungen zu bezahlbaren Konditionen zu finden sind. Kaufmann betonte, dass der Erhalt des alten Bauernhauses ein Gewinn für die Stadt ist. Nicht zuletzt habe sich Bockenems Bürgermeister Rainer Block sehr für das Projekt eingesetzt. „Die kwg macht es, aber glücklich werden wir damit nicht unbedingt. Zumindest wird eine Wohnraumförderung gewährt“, meinte der kwg-Geschäftsführer. Kaufmann blickte auch auf die extrem aufwendigen Abstimmungen mit der Landesdenkmalschutzbehörde und die Kompromisse, die im Laufe des Verfahrens geschlossen wurden. Die Denkmalschützer hätten den Planern den einen oder anderen Stein in den Weg gelegt. „Auch die Stadt beschäftigt das Projekt mehrere Jahre. Heute würde es wohl eher dankend abgelehnt werden. Wir sind froh darüber, dass in den Erhalt eines Baudenkmals investiert wird. Wir erwarten auf der anderen Seite aber auch Zugeständnisse der Denkmalpflege“, meinte Bürgermeister Block. Warum der Denkmalschutz in seinen Vorgaben einen monochromen Anstrich für den alten Hof favorisiert, ist für Block und Kaufmann nicht nachvollziehbar. Aber zumindest das Dach sticht durch die roten Ziegel heraus.