Es feh­len güns­ti­ge Woh­nun­gen: Kreis­po­li­tik will gegensteuern

För­de­rung für Sozi­al­woh­nun­gen dis­ku­tiert – Wohn­raum­ver­sor­gungs­kon­zept kommt

Von Sebas­ti­an Knoppik

Kreis Hil­des­heim. Die Hil­des­hei­mer Kreis­po­li­tik will sich für mehr güns­ti­gen Wohn­raum ein­set­zen – und dafür mög­lichst auch Föder­an­ge­bo­te schaf­fen. Das wur­de bei einer Sit­zung des Aus­schus­ses für Bau­en und Kreis­ent­wick­lung des Land­krei­ses am Diens­tag­nach­mit­tag deutlich.

Das Gre­mi­um beschäf­tig­te sich auf Antrag der Mehr­heits­grup­pe mit dem The­ma. Kreis­wohn­bau-Geschäfts­füh­rer Mat­thi­as Kauf­mann berich­te­te über die För­de­rung des sozia­len Woh­nungs­baus sowie über die aktu­el­le Lage im Kreis Hil­des­heim. Die CDU hat­te bereits im Juli einen Antrag zu dem The­ma ein­ge­reicht – und eine För­de­rung beantragt.

Kauf­mann berich­te­te von einer gro­ßen Nach­fra­ge nach Woh­nun­gen für Men­schen mit gerin­gen oder mitt­le­ren Ein­kom­men. So gebe es für 48 geplan­te  Woh­nun­gen auf dem ehe­ma­li­gen Bau­hof­ge­län­de in Sar­stedt bereits jetzt 70 Inter­es­sen­ten. Dabei wird das Gebäu­de erst in etwa fünf Mona­ten fer­tig und die Kreis­wohn­bau hat es ent­spre­chend noch gar nicht groß bewor­ben. Ins­ge­samt sind der­zeit Objek­te im Land­kreis mit 116 Woh­nun­gen der kwg in Pla­nung oder sogar schon im Bau.

Eine Hür­de für den sozia­len Woh­nungs­bau sind nach Ansicht von Kauf­mann die Vor­schrif­ten und Betei­li­gungs­rech­te. Etwa wenn Anlie­ger ein Pro­jekt ver­hin­dern kön­nen, weil ihnen dadurch die freie Aus­sicht ver­baut wer­den wür­de. Dies sei in Zei­ten von Woh­nungs­not nicht hin­nehm­bar. „Ent­wir­ren Sie die Vor­schrif­ten“, appel­lier­te Kauf­mann an die Politik.

Die CDU sprach sich in ihrem Antrag dafür aus, ins­ge­samt zwei Mil­lio­nen Euro für ein För­der­pro­gramm zur Ver­fü­gung zu stel­len. Damit sol­len Haus­be­sit­zer unter­stützt wer­den, leer­ste­hen­de Woh­nun­gen zu sanie­ren und als Sozi­al­woh­nun­gen zur Ver­fü­gung zu stellen.

Kauf­mann unter­stütz­te das Vor­ha­ben, lehn­te aber eine Umset­zung durch die kwg ab. Er geht davon aus, dass etwa 25 000 bis 40 000 Euro not­wen­dig sind, um eine län­ger leer­ste­hen­de Woh­nung zu sanie­ren. Die­se Sum­me wür­de die Erneue­rung von Elek­trik, Fuß­bö­den und Tape­ten beinhal­ten, aber noch kei­ne Sanie­rung in ener­ge­ti­scher Hin­sicht. Kauf­mann schlug vor, etwa 50 Pro­zent Zuschuss für sol­che Vor­ha­ben zu zah­len und den Betrag auf 15.000 bis 20.000 Euro zu deckeln. Die Abwick­lung die­ser Zuschüs­se müs­se aber „ein­fach und beherrsch­bar“ sein, beton­te Kauf­mann: „Ich weiß, wie beschäf­tigt die Ver­wal­tung ist.“

Nach Ansicht von Ekke­hard Dom­ning (Grü­ne) gibt es einen „gro­ßen Bestand an ver­deck­tem Leer­stand“. Eine staat­li­che För­de­rung kön­ne das Pro­ble­me lin­dern. Die Hin­der­nis­se, bestehen­de Woh­nun­gen wie­der auf den Markt zu bekom­men, sei­en aller­dings oft „nicht bau­lich, son­dern emo­tio­nal“. Auch Kauf­mann hat­te zuvor bereits erläu­tert, dass etwa vie­le Haus­be­sit­zer kein Inter­es­se dar­an hät­ten, eine Zweit­woh­nung im selbst bewohn­ten Gebäu­de zu ver­mie­ten, weil sie lie­ber allein blei­ben wollen.

„Wir müs­sen alles mög­lich machen, damit wir die­se ange­spann­te Situa­ti­on auf­lö­sen“, sag­te Cle­mens Ger­har­dy (CDU) mit Blick auf den Woh­nungs­markt. Sein Frak­ti­ons­chef Fried­helm Pri­or sag­te der HAZ im Anschluss an die Sit­zung, der Land­kreis sei zustän­dig, zusätz­li­chen Wohn­raum zur Ver­fü­gung zu
stel­len. Und zwar für Geflüch­te­te und alle ande­ren Bezie­her von Leis­tun­gen nach dem SGB II (Bür­ger­geld).

„Wir müs­sen hier wirk­lich tätig wer­den“, bekräf­ti­ge auch Aus­schuss­vor­sit­zen­de Chris­tel Bre­de (SPD). Die Kreis­ver­wal­tung wird nun einen Gut­ach­ten beauf­tra­gen, ein soge­nann­tes Wohn­raum­ver­sor­gungs­kon­zept zu erstel­len. Die­ses könn­te nach der Som­mer­pau­se 2024 ver­ab­schie­det wer­den. Ein  sol­ches Kon­zept zeigt auf, wo Woh­nun­gen beson­ders nötig sind und ist Vor­aus­set­zung für sozia­len Wohnungsbau.

Quel­le: Hil­des­hei­mer All­ge­mei­ne Zei­tung | 16.11.2023