Siebtes ARGENTUM beherbergt ein Regionales Versorgungszentrum
kwg investiert in Alfeld neun Millionen Euro / Ministerin Osigus beim Richtfest
Alfeld. Die kwg Hildesheim realisiert in Alfeld einen weiteren Neubau der „ARGENTUM“-Serie – das siebte Projekt dieser Art. Der dreigeschossige Neubau wird rund neun Millionen Euro kosten. Ende dieses Jahres soll das Objekt bezugsfertig sein.
Beim Richtfest war auch die neue Landesministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, Wiebke Osigus, dabei. Der Besuch der SPD-Politikerin verdeutlicht: Dieses ARGENTUM ist anders als seine Vorgänger. Denn neben 16 Wohnungen, die in den oberen Etagen barrierefrei zu erreichen sind, entsteht im Erdgeschoss auf rund 800 Quadratmetern ein sogenanntes Regionales Versorgungszentrum (RVZ). Es umfasst eine Praxis für Psychotherapie und eine Apotheke. Auch die Alfelder Friedhofsverwaltung wird in den Neubau umziehen – aber das steht sicherlich auf einem anderen Blatt.
Osigus jedenfalls betonte, dass das RVZ viele Bedürfnisse vor Ort bündele. Es werde das „Herzstück“ der ärztlichen Versorgung vor Ort. Das fand auch Hans-Jürgen Köhler. Der Bürgermeister von Sibbesse (Landkreis Hildesheim) ist zugleich Vorsitzender der RVZ-Gesellschafterversammlung und sieht die Region Leinebergland als „Vorreiter“. Durch interkommunale Zusammenarbeit habe man in Alfeld die Frage der Hausarztversorgung gelöst – obwohl eigentlich Land oder Kassenärztliche Vereinigung in der Verantwortung stünden.
Zum Bau des siebten „ARGENTUMS“ und des RVZ sprach das magazin mit kwg-Geschäftsführer Matthias Kaufmann:
magazin: Sie haben beim Richtfest von einem „schwierigen Projekt“ gesprochen, bei dem die kwg „an ihre Grenzen“ gegangen sei. Was haben Sie damit gemeint?
Matthias Kaufmann: Mit unserem Projekt sind wir mitten in die fatale Gemengelage aus steigenden Baukosten, explodierenden Zinsen und völlig durcheinandergeratenen Märkten und Lieferketten für Baustoffe geraten. In diesem Umfeld für das regionale Versorgungszentrum eine feste Miete und einen festen sehr engen Bezugstermin zu garantieren, ist für uns schon ein Kraftakt, der uns in jeder Hinsicht gefordert hat. Dazu haben wir noch ein
Provisorium organisiert, in dem seit Anfang 2023 direkt nebenan die hausärztliche Praxis ihren Betrieb aufgenommen hat.
magazin: Ein RVZ, das belegt auch der Besuch von Ministerin Osigus, wird zumindest von der Politik als Instrument zur Stärkung des ländlichen Raumes und zur Entwicklung neuer, attraktiver Wohnstandorte gesehen. Wie haben Sie die Diskussion vor und während des Bauprojektes erlebt? Und profitiert ein Wohnungsunternehmen wie die kwg davon?
Kaufmann: Ich bin sehr froh, dass die Kommunen aus dem Leinebergland hier mit dem RVZ Verantwortung für das Thema hausärztliche Versorgung übernommen haben und so für gleichwertige Lebensverhältnisse auch in der Fläche sorgen. Eine solche Einrichtung hat auch für uns als kwg mindestens zwei Vorteile. Zum einen ist die Kombination mit barrierefreiem Wohnen ein echtes Vermietungsargument. Man hat sozusagen Arzt und Apotheker im Haus, das ist doch ein echter Mehrwert. Zum anderen haben wir in Alfeld rund 450 Mietwohnungen, das RVZ wertet den Standort insgesamt deutlich
auf und garantiert den Menschen vor Ort eine hausärztliche Versorgung.
magazin: Würden Sie vielleicht sogar anderen Wohnungsgesellschaften raten, mit ihren kommunalen Gesellschaftern ähnliche Projekte zu realisieren?
Kaufmann: Uneingeschränkt ja! Es ist zugegebenermaßen nicht unser erstes Projekt dieser Art. Vor fünf Jahren haben wir bereits ein vergleichbares Projekt in Elze umgesetzt. Ich meine, dass Wohnungsgesellschaften ihre Kompetenzen rund ums Bauen und Betreiben von Immobilien hier einbringen können und damit ihren kommunalen Gesellschaftern helfen können, auch als Standorte attraktiv zu bleiben.
magazin: Ein zweites aktuelles Bauprojekt der kwg in Alfeld ist die Alte Post. Wie sieht der Fahrplan aus, und was haben Sie dort vor?
Kaufmann: Ein sehr spannendes Objekt: Ein zentraler Standort mit einem historischen Gebäude, in dem wir jetzt im Rahmen der Konversion 17 Wohnungen, davon zehn Wohnungen mit Preis- und Belegungsbindung für ältere Menschen errichten. Wunderschön an der Leine gelegen, leider aber als früheres Hauptpostamt für einen ganz anderen Zweck gebaut. Auch hier ein Projekt, das es in sich hat, in jeder Beziehung deutlich anspruchsvoller als ein Projekt auf der grünen Wiese. Vor dem Hintergrund der Ressourcenschonung und der Einsparung von „Grauer Energie“ aber sicher ein zukunftsweisendes Projekt, das nur durch eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Kommune und kwg gelingen kann. Wir starten derzeit und möchten gern im Sommer 2024 fertig sein. Der Planungs- und Vergabeprozess läuft nach anfänglichem Stocken inzwischen plangemäß.
magazin: Danke für das Gespräch.
Quelle: vdw magazin | Ausgabe 2023-02