Weni­ger Leer­stand denn je – den­noch kaum Wohnungsbau

Trotz gro­ßer Nach­fra­ge: kwg setzt vor­erst nur noch auf Sozialwohnungen

Von Tarek Abu Ajamieh

Kreis Hil­des­heim. Die Kreis­wohn­bau­ge­sell­schaft Hil­des­heim (kwg) hat­te noch nie in ihrer Geschich­te weni­ger leer­ste­hen­de Woh­nun­gen. Das hat Geschäfts­füh­rer Mat­thi­as Kauf­mann am Mon­tag berich­tet. Nur 0,9 Pro­zent ihrer kreis­weit 4121 Woh­nun­gen sei­en im Vor­jahr nicht ver­mie­tet gewe­sen. Da immer eini­ge Woh­nun­gen leer ste­hen, weil sie zum Bei­spiel reno­viert oder saniert wer­den, nach­dem jemand aus­ge­zo­gen ist, spricht die Bran­che eigent­lich bei drei Pro­zent Leer­stands­quo­te bereits von „Voll­ver­mie­tung“.

Was für die kwg auf den ers­ten Blick ein wirt­schaft­li­cher Erfolg ist, hat auch eine Kehr­sei­te – es ist Aus­druck eines Woh­nungs­man­gels, der sich so schnell wohl auch nicht behe­ben las­sen dürf­te. Die Ursa­chen lie­gen sowohl im Flücht­lings­zu­zug als auch in der all­ge­mei­nen Ten­denz, dass immer weni­ger Men­schen einen Haus­halt bewoh­nen. Das Unter­neh­men hat zwar lan­ge War­te­lis­ten von Inter­es­sen­ten für sei­ne Woh­nun­gen, vor allem in Sar­stedt. Neue Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser will es aber trotz­dem nicht bau­en – weil sich das unter den aktu­el­len Bedin­gun­gen nicht lohnt, wie Kauf­mann betont. Was all­ge­mein gel­te und nicht nur für sei­ne Firma.

Ange­sichts der mas­siv gestie­ge­nen Kos­ten für Bau­stof­fe, ver­schärf­ten Regeln etwa für die Däm­mung und vor allem auch der gestie­ge­nen Zin­sen müss­te die kwg „für frei finan­zier­te Woh­nun­gen Mie­ten von 15 bis 20 Euro pro Qua­drat­me­ter ver­lan­gen – aber das ist in die­ser Regi­on nicht drin, und es ist auch sozi­al nicht angemessen“.

Tat­säch­lich liegt die aktu­el­le Durch­schnitts­mie­te der kwg bei 5,81 Euro, das Unter­neh­men kann 70 Pro­zent sei­ner Woh­nun­gen für unter 6 Euro pro Qua­drat­me­ter anbie­ten. Damit ist Kauf­mann sehr zufrie­den. Von einem frü­he­ren Ziel, in jeder Kom­mu­ne ein soge­nann­tes Argen­tum-Mehr­fa­mi­li­en­haus zu bau­en, ist die kwg unter­des­sen abge­rückt. Das sei eben aktu­ell nicht finanzierbar.

Statt­des­sen soll sich die Neu­bau­tä­tig­keit der kwg in den nächs­ten Jah­ren auf Sozi­al­woh­nun­gen beschrän­ken – auf sol­che also, deren Bau mit öffent­li­chen Mit­teln geför­dert wird, damit sie zu einem beson­ders nied­ri­gen Preis ver­miet­bar sind. Für die­se öffent­lich geför­der­ten Woh­nun­gen ist ein sogenannter
B‑Schein nötig.

“Für den frei
finan­zier­ten
Woh­nungs­bau
sehe
ich der­zeit
schwarz.”

Mat­thi­as Kaufmann
Geschäfts­füh­rer der kwg

48 sol­cher Woh­nun­gen baut die kwg der­zeit auf dem alten Bau­hof-Gelän­de in Sar­stedt. In der Alten Post in Alfeld bekom­men elf von 17 die­sen Sta­tus, hin­zu sol­len in den nächs­ten Jah­ren 15 in Schel­ler­ten und noch ein­mal 15 in Hohen­ha­meln kommen.

In Alfeld ist die Nach­fra­ge dabei grö­ßer als das Ange­bot: Für die Alte Post gibt es laut Kauf­mann bereits rund 60 Inter­es­sen­ten, obwohl sie erst im nächs­ten Jahr bezugs­fer­tig sind. Noch ein­mal 60 Anfra­gen lie­gen für wei­te­re 16 Woh­nun­gen am neu­en Regio­na­len Ver­sor­gungs­zen­trum in Alfeld vor. Ins­ge­samt sei die Nach­fra­ge nach Wohn­raum aber nach wie vor im Nor­den des Land­krei­ses sowie in der Kreis­stadt Hil­des­heim am größten.

Wirt­schaft­lich ist die kwg, durch die hohe Ver­mie­tungs­quo­te, aber auch durch ein­ma­li­ge Effek­te, im ver­gan­ge­nen Jahr außer­ge­wöhn­lich erfolg­reich  gewe­sen. Die Bilanz­sum­me lag erst­mals über 200 Mil­lio­nen Euro, der Umsatz erst­mals über 30 Mil­lio­nen Euro, der Gewinn fiel mit 4,5 Mil­lio­nen Euro deut­lich höher aus als im Jahr davor. Für die­ses Jahr rech­net das Unter­neh­men aller­dings wie­der mit einem gerin­ge­ren Überschuss.

Quel­le: Hil­des­hei­mer All­ge­mei­ne Zei­tung | 27.06.23