Richt­kro­ne für Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser – und ein Appel an die Landespolitik

Kreis­wohn­bau­ge­sell­schaft fei­ert mit Gäs­ten Richt­fest in der Bleekstraße /
Mat­thi­as Kauf­mann betont Not­wen­dig­keit von För­der­mit­teln für Sozialwohnungen

Von Vik­to­ria Hübner

Sar­stedt. Über dem Medi­zi­ni­schen Ver­sor­gungs­zen­trum in Alfeld bau­mel­te sie schon ein­mal, nun kam die Richt­kro­ne in Sar­stedt zum Ein­satz. Auch eine Form der Nach­hal­tig­keit, sagt Mat­thi­as Kauf­mann. Dass das in irgend­ei­ner Form Unglück bringt, glaubt er aller­dings nicht. Sie­ben Mona­te nach der Grund­stein­le­gung für die bei­den Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser in der Bleek­stra­ße begrüß­te der Geschäfts­füh­rer der Kreis­wohn­bau­ge­sell­schaft (kwg) Hil­des­heim am Don­ners­tag­nach­mit­tag Mit­ar­bei­ter, Poli­ti­ker, Hand­wer­ker, Nach­barn, Pro­jekt­part­ner und Ver­tre­ter der Ver­wal­tung zum Richtfest.

Zwi­schen denen in die Höhe wach­sen­den Roh­bau­ten, an denen schon die Klin­ker haf­ten, erin­ner­te Kauf­mann noch ein­mal an die Not­wen­dig­keit die­ses Pro­jekts. Bis Febru­ar 2024 sol­len auf dem Gelän­de des alten Bau­hofs 48 öffent­lich geför­der­te Woh­nun­gen ent­ste­hen – nach ener­gie­ef­fi­zi­en­ten KfW40-Stan­dards, bar­rie­re­frei und mit Ter­ras­se oder Bal­kon aus­ge­stat­tet. Mit 5,80 Euro pro Qua­drat­me­ter aber vor allem bezahl­bar für nied­ri­ge Ein­kom­men, mit 7,20 Euro für mitt­le­re Ein­kom­men. Bereits jetzt gibt es eine lan­ge Bewerberliste.

Ein ver­gleich­ba­res Pro­jekt in der Ver­gan­gen­heit in Sar­stedt gebaut zu haben, dar­an kann sich Kauf­mann nicht erin­nern. Dass die­se Form des Woh­nens aber wei­ter for­ciert wer­den müs­se, dar­an lässt er kei­nen Zwei­fel. „Die Not ist da, Sar­stedt wächst wei­ter“, sag­te Kauf­mann und wand­te sich in sei­ner Anspra­che direkt an den Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten Mar­kus Brink­mann (SPD). Denn Woh­nungs­bau­för­de­rung ist Län­der­an­ge­le­gen­heit. Doch mit der För­de­rung wer­de es hin­sicht­lich ver­schlech­ter­ter Rah­men­be­din­gun­gen zuneh­mend schwe­rer, so Kauf­mann – oder wie es ein Mit­be­wer­ber aus­drück­te: „Die Par­ty ist vorbei.“

Rasant gestie­ge­ne Bau­kos­ten und ein kräf­ti­ger Zins­an­stieg beu­tel­ten die Bran­che. Da sei die For­de­rung von Bun­des­bau­mi­nis­te­rin Kla­ra Gey­witz (SPD), jähr­lich 400000 neue Woh­nun­gen zu bau­en, davon ein Vier­tel als Sozi­al­woh­nun­gen, eher uto­pisch. „Selbst in den gol­de­nen Jah­ren waren es nicht mehr als 300 000“, so der kwg-Geschäfts­füh­rer. Ohne För­de­rung, frei finan­ziert, kos­tet der Qua­drat­me­ter mitt­ler­wei­le zwi­schen 15 und 20 Euro, darunter
sei nichts mehr mach­bar. Dabei, sekun­dier­te Bür­ger­meis­te­rin Hei­ke Brenn­ecke, sei­en es „bezahl­ba­re Woh­nun­gen, die Sar­stedt wirk­lich braucht“.

Auch appel­lier­te Kauf­mann an die Lan­des­po­li­tik, dass die geplan­te lan­des­ei­ge­ne Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft nicht zu Las­ten der eta­blier­ten Anbie­ter  gehen und die­se auch nicht beschnei­den dürf­ten. „Ich bin kein Geg­ner der Lan­des­woh­nungs­ge­sell­schaft und dort, wo es es kei­ne  Woh­nungs­bau­ge­sell­schaf­ten gibt, ist das eine gute Lösung.“ Doch die all­ge­mei­ne Woh­nungs­bau­för­de­rung dür­fe nicht ver­nach­läs­sigt werden.

Mat­thi­as Kauf­mann bei der Begrüßung
der Gäs­te, mit Bürgermeisterin
Hei­ke Brennecke.

Par­al­lel dazu müss­ten mit Blick auf die explo­dier­ten Kos­ten auch die Anfor­de­run­gen an Bau­vor­ha­ben sei­tens des Gesetz­ge­bers über­dacht wer­den, so Kauf­mann. Sei­en bei­spiels­wei­se inner­städ­tisch wirk­lich 1,25 Park­plät­ze pro Woh­nung nötig? Zumal Men­schen, die in die Stadt zie­hen, den Auto-Fak­tor immer öfter strei­chen woll­ten. Auch beim Denk­mal­schutz stellt sich man­ches Mal die Fra­ge: Was hat der Bür­ger am Ende davon?

Kauf­mann dank­te expli­zit dem Rat der Stadt, dass die­ser sich getraut habe, dem 13-Mil­lio­nen-Euro-Pro­jekt in der Innen­stadt den Weg frei gemacht, eben­so Klaus Bruer als frü­he­rem kwg-Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­den, sich für den Bau von Sozi­al­woh­nun­gen ein­ge­setzt zu haben. Die neu geschaf­fe­nen und von der N‑Bank geför­der­ten Objek­te, in die auch die Stadt Sar­stedt 216000 Euro hin­ein­steckt, sol­len Gering­ver­die­nern und Men­schen, die auf staat­li­che Hil­fe ange­wie­sen sind, ent­ge­gen­kom­men. Zudem trei­be die Stadt mit dem Pro­jekt die Innen­stadt­ver­dich­tung wei­ter voran.

Zim­mer­ge­sel­le Carl­ton Hagen sprach schließ­lich den Richt­spruch inklu­si­ve Schnaps­glas­wurf. So hof­fen alle Betei­lig­ten auf eine ver­let­zungs­freie zwei­te Bau­pha­se, nach­dem in der ers­ten Hälf­te ein jun­ger Mann beim Dach­rich­ten gestürzt sei. Er befin­de sich jedoch auf dem Weg der Bes­se­rung, so  Kaufmann.

Quel­le: Hil­des­hei­mer All­ge­mei­ne Zei­tung | Sar­sted­ter Anzei­ger | 06.07.23

Foto­ga­le­rie der kwg Hildesheim