Erdwärme-Großprojekt in Sarstedt verschoben
kwg bestätigt Verzug: Bearbeitung der Förderanträge dauert länger als erwartet
Von Tarek Abu Ajamieh
Sarstedt. Es soll ein Pilotprojekt im Rahmen der Wärmewende werden – und es hat angesichts des geplanten neuen Heizungsgesetzes noch einmal deutlich an Bedeutung gewonnen, auch über Sarstedt hinaus: das Vorhaben der Kreiswohnbaugesellschaft kwg, rund 100 Wohnungen in der Heimgartenstraße künftig mithilfe oberflächennaher Geothermie zu heizen. Doch nun muss das Wohnungsbauunternehmen das Vorhaben aufschieben.
Anstatt wie erhofft in diesem Jahr, soll die neue Heizungsanlage nun erst im nächsten Jahr in Betrieb gehen. Das hat kwg-Geschäftsführer Matthias Kaufmann auf HAZ-Anfrage erklärt. Denn die kwg will sowohl für die Planung des Projektes als auch für dessen Umsetzung Fördergeld haben – was bei Sanierungen mit dem Ziel größerer Klimafreundlichkeit auch üblich ist. „Doch leider sind die Antragsstellen völlig überlastet“, bedauert Kaufmann. Der Förderantrag für die Voruntersuchung liege nach wie vor beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa).
Als die kwg das Projekt präsentierte, war das neue Heizungsgesetz in der Öffentlichkeit noch kein Thema. Doch was das Unternehmen vorhat, passt genau zur Zielrichtung des Gesetzes, nämlich der Umstellung der Heizungen in Deutschland von fossilen Energieträgern auf möglichst klimaneutrale, erneuerbare Ressourcen – vor allem auf solche, die nicht importiert werden müssen.
Zu denen gehört auch die Wärme, die in der Erde ohnehin vorhanden ist. Um an diese heranzukommen, plant die Kreiswohnbaugesellschaft an der Heimgartenstraße ein unterirdisches Rohrsystem bis zu einer Tiefe von etwa 30 Metern. In den Leitungen mit einem Durchmesser von 2,80 Metern soll in großen Mengen heißes Wasser gespeichert werden. Von einem „ersten Ausrufezeichen“, das sein Unternehmen damit setzen wolle, sprach kwg-Chef Kaufmann im Dezember vergangenen Jahres. 3,6 Millionen Euro hat er dafür eingeplant. Je nachdem, wie gut das Ganze funktioniert, könnte es zum Modellprojekt für weitere Mehrfamilienhaus-Quartiere der kwg werden. Deren Wohnungen werden – wie in ganz Deutschland – bislang noch überwiegend mit Gas und Öl geheizt. Allerdings setzt das Unternehmen seit Jahren auch auf Alternativen: etwa auf das Pellet-Heizwerk am Kipphut in Sarstedt, auf Fernwärme in Hildesheim und auf eine Großwärmepumpe in Alfeld. Kaufmann ist ohnehin überzeugt, dass es beim Heizen „nicht die eine große Lösung geben wird“.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung | 20.06.23