Kreiswohnbaugesellschaft feiert 75. Geburtstag – und begeht das Jubiläum mit fünf Wanderungen
Die Strecke der kwg-Jubiläumswanderung führt auch am Kaliberg in Giesen vorbei.
Foto: Viktoria Hübner
Von Viktoria Hübner
Jetzt gibt es die Kreiswohnbaugesellschaft (kwg) also nun fast ein Menschenalter lang. 75 Jahre alt ist das größte Wohnungsbauunternehmen im Landkreis geworden, erfreut sich einer robusten Konstitution und an Altersheim denkt hier noch niemand. Im Gegenteil. Statt Steh-Empfang mit Schnittchen setzt Geschäftsführer Matthias Kaufmann im Jubiläumsjahr auf körperliche Ertüchtigung: Wandern. Das steht bekanntermaßen bei Senioren hoch im Kurs und wird auch von Medizinern wärmstens empfohlen. 75 symbolische Kilometer, aufgeteilt auf fünf Etappen à 15 Kilometer, sind für April und Mai geplant. Den Auftakt machte am Freitag die Tour von Hildesheim nach Sarstedt – und die verlangte der Gruppe aus Mitarbeitenden, Geschäftspartnern und Politikern wettertechnisch gesehen einiges ab.
Eisiger Wind, gussartige Regenfälle, wenige versöhnliche Sonnenmomente. Bereits beim morgendlichen Blick in den Himmel zogen die ersten Gäste, die eigentlich ihr Kommen zugesagt hatten, die Reißleine. Rund 20 Wanderwillige ließen sich dennoch nicht abschrecken, den Weg vom Sitz der Kreiswohnbau in der Hildesheimer Speicherstraße über den Liebesgrund Richtung Giesen, Ahrbergen und dann nach Sarstedt anzutreten – darunter eine Sarstedter Delegation in Person von Stadtheimatpfleger Werner Vahlbruch, Stadtmanagerin Andrea Satli, dem ehrenamtlichen Bürgermeister Harry Heimann und dem Ratsvorsitzenden Sven Tomis. „Mir war es wichtig, ein Ereignis zu schaffen, das die Verbundenheit zwischen der Gesellschaft und den Gesellschaften, also den Städten und Gemeinden, dokumentiert … und da ich selber gerne zu Fuß bin, erschien mir das ein geeigneter Weg“, fasst Geschäftsführer Kaufmann die Idee zu der Wind-und Wetter-Aktion zusammen und ergänzt: „Mit ein bisschen Nachhaltigkeit gemischt, denn wir pflanzen ja noch den Baum.“
Fotos: Axel Born (Hunger & Koch) & Judith Reichardt (kwg Hildesheim)
Damit meint er eine Felsenbirne, die auf dem Grundstück der beiden Mehrfamilienhäuser in der Bleekstraße einen Platz bekommen soll. 48 öffentlich geförderte Wohnungen sind dort – auf dem Gelände des alten Bauhofs – entstanden. Die ersten Mietparteien sind bereits eingezogen. Es ist das größte Projekt dieser Art, das die kwg in seiner Zeit umgesetzt hat, sagt Kaufmann. Zuletzt sah es mit Sozialwohnungen in Sarstedt eher mau aus. „Tatsächlich gab es – bis auf drei – keine öffentlich geförderten Wohnungen mehr in Sarstedt“, sagt Kaufmann. Die Verbindlichkeiten für frühere Sozialwohnungen waren bezahlt und damit fiel die Preis- und Belegungsbindung weg. Es sei der Wunsch der Stadt gewesen, nachzurüsten. Für Kaufmann gehört es für eine Stadt wie Sarstedt auch dazu, in diesem Segment ein Angebot vorzuweisen.
Mehr als ein Viertel ihrer über 4000 Wohnungen hat die Kreiswohnbau in Sarstedt: 1152. Allein 251 der 400 Wohnungen auf dem Klei gehören dem kommunalen Wohnungsbauunternehmen, seinerzeit errichtet von dem gemeinnützigen Bauunternehmen Neue Heimat. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern entstand zudem das Baugebiet Hoher Kamp. Die bauliche Aktivität in Sarstedt erklärt Kaufmann unter anderem mit der Nähe zur Landeshauptstadt. „Die Stadt Hannover hätte den Wohnraum, den sie für die Menschen gebraucht hätte, nicht in ihren Stadtgrenzen schaffen können“, so Kaufmann. Entsprechend sei in den umliegenden Kommunen wie Laatzen, Lehrte und Gleidingen, aber eben auch in Sarstedt, gebaut worden.
Auch künftig will die Kreiswohnbau in Sarstedt tätig werden: „Es gibt ein sehr großes Projekt, gemeinsam mit der Stadt, über das ich aber jetzt noch nicht sprechen kann“, lässt Geschäftsführer Kaufmann durchblicken. Er würde aber gerne in Giebelstieg in puncto altersgerechtes Wohnen tätig werden. „Ich denke, dass das dort fehlt. Wir haben dort ganz viele Bewohner, die mit uns älter geworden sind. Die Möglichkeit, die Wohnungen dort anzupassen, sind aber beschränkt.“
Kaufmann bleibt auch bei seiner Auffassung, dass die Stadt Sarstedt künftig in Bezug auf Höhe etwas wagen muss. Die Fläche nach außen sei begrenzt und wer mehr Haushalte unterbringen muss und möchte, dem bleibe nur der Weg nach oben. Mit dem fünften hohen Haus auf dem Kipphut habe die Stadt ja schon Mut bewiesen. Wenngleich er einräumt: „Es ist immer ein Abwägungsprozess, der diskutiert werden muss … und man kann nicht jeden damit glücklich machen.“ Es gebe jedenfalls noch ein paar Ecken, in denen sich die kwg was vorstellen könne. Dazu gehöre es aber, dass Städte und Gemeinden alle paar Jahre Möglichkeiten ausweisen, wo Stadtplanung betrieben werden könne. Sei es am Rand oder mittendrin oder mittels Flächenumnutzung.
Quelle: Sarstedter Anzeiger | 22.04.2024