Griffig, bissig und quirlig: Eintrachts U 23 holt den KWG-Cup – Handball
07. Januar – kwg Hildesheim

Party bei der U 23 von Eintracht Hildesheim: Das Team von Trainer Robin John hat den Pott geholt. Fotos: Werner Kaiser
Von Ulrich Hempen Hildesheim.
„Jawoll!“ brüllte Abwehrchef Lukas Butterbrodt nach Schlusspfiff. Die U 23 von Eintracht Hildesheim hatte den „Pott“. Eine Sensation war es nicht – aber eine Überraschung schon, dass Eintrachts Nachwuchsteam, sonst in der Handball-Verbandsliga zuhause, im Finale um den KWG-Regio- Cup die klassenhöheren Sportfreunde Söhre (immerhin Oberliga- Zweite) relativ klar beherrschte. Die Mannschaft von Trainer Robin John gewann das Endspiel mit 17:12 (10:6).
Einer drehte dabei mächtig auf: namentlich Norman Kordas. Er gehört bekanntlich schon zum Kader von Eintrachts Drittliga-Team. Dort agiert er als Kreisläufer. In der U 23, in der Kordas ebenfalls oft eingesetzt wird, zog er während des KWG-Cups im linken Rückraum oder als Spielmacher seine Kreise. „Im Finale war er der Beste“, lobte Eintrachts Geschäftsführer Gerald Oberbeck.
Das dürfte auch Gegner SF Söhre gefallen haben – trotz des verlorenen Endspiels. Denn nach HAZ-Informationen wird Kordas im Sommer zu den Sportfreunden wechseln. Klub und Handballer seien sich einig, heißt es.
Bereits vor zwei Jahren war Kordas bei den Söhrern im Gespräch. Doch der Wechsel platzte damals kurz vor Beginn der Serie, da Eintracht die Option zog, den Allrounder doch zu behalten.
Aber nicht nur Kordas spielte im KWG-Cup-Finale (und auch im Halbfinale gegen die SG Börde) groß auf. An Hildesheims Keeper Leon Krka bissen sich die Söhrer die Zähne aus. Dazu war Lukas Butterbrodt in der Deckung nur schwer zu überwinden. Er organisierte die Defensive, die quirlig und griffig auftrat.
Selbst kritische Phasen, wie Mitte der ersten Hälfte, als gleich drei Einträchtler auf der Strafbank schmorten, warfen das junge Team von Robin John nicht aus der Bahn. Frech erhöhte Norman Kordas sogar in Unterzahl auf 9:6. Kurz nach dem Seitenwechsel zogen die Hildesheimer auf 12:7 und 13:8 davon.
Als später Torwart Leon Krka einen Söhrer Angriff parierte, den Ball danach mit einer Bogenlampe über das komplette Feld ins leere gegnerische Tor zum 17:10 warf, war die Vorentscheidung gefallen. Söhre hatte da schon alles riskiert und seinen Keeper Pascal Kinzel aus der Partie genommen, um mit sieben Feldspielern zu agieren. Ohne Erfolg.

KWG-Geschäftsführer Matthias Kaufmann (links) übergibt den Pokal an Eintrachts Norman Kordas. Kordas soll in der kommenden Saison für die SF Söhre an den Start gehen.
Matthias Kaufmann, Geschäftsführer der Kreiswohnbaugesellschaft (KWG) Hildesheim, übergab am Ende den Pokal an Hildesheims Kapitän Kordas. Mehr als 1600 Zuschauer kamen an den beiden Turniertagen in die Volksbank-Arena. „Ein guter Besuch“, sagte Eintracht- Boss Oberbeck, der mit seinem Helfer-Team den Cup ausrichtete.
Dritter wurde der TuS Grün-Weiß Himmelsthür, der im Spiel um Platz drei die SG Börde mit 13:11 schlug. Einen Namen brachte Hallensprecher Christoph Scholz dabei per Mikro ständig unter die Leute: und zwar den von Himmelsthürs Torwart Jan Kastening. In diesem kleinen Finale legte der Keeper neun blitzsaubere Paraden hin – und das bei einer Spielzeit von nur 20 Minuten. Weil Kastening sein Tor dicht machte, konnte sich der TuS Grün- Weiß gegen die klassenhöhere SG Börde auf 5:2 und 8:4 davonmogeln.
Aber die Börde-Handballer kamen durch Treffer von Jens Keuntje (10:8) und Moritz Büchner (12:10) noch einmal auf Tuchfühlung. Als dann Henrik Froböse freistehend an Grün-Weiß-Torwart Kastening scheiterte, und im Gegenzug Sean- Dylan Konietzny auf 13:10 für Himmelsthür erhöhte, war die Partie gelaufen.
Wenn die Underdogs beißen

Die Anhänger der Sportfreunde Söhre applaudieren trotz der überraschenden Final-Niederlage gegen Eintracht Hildesheims U 23 ihrer Mannschaft.
Der TuS Grün-Weiß Himmelsthür lässt gleich drei klassenhöhere Klubs hinter sich Hildesheim. Die großen Sensationen sind am Freitag und Samstag beim KWG-Regio-Cup ausgeblieben. Dennoch gab es das eine oder andere unerwartete Ergebnis: Etwa, dass die U 23 von Eintracht Hildesheim die (zugegeben leicht ersatzgeschwächten) Sportfreunde Söhre im Finale schlug (siehe oben).
Auch der TuS Grün-Weiß Himmelstür konnte im Verlauf des Turniers mit der SV Alfeld, der SG Börde und dem MTV Groß Lafferde gleich drei von der Papierform her stärkere Klubs hinter sich lassen. Der Landesligist schlug im Gruppenspiel den Verbandsligisten Alfeld und im Halbfinale den Verbandsliga- Tabellenführer SG Börde.

An Jan Kastening beißen sich während des KWG-Regio- Cups die Gegner die Zähne aus. Der Keeper des TuS Grün- Weiß Himmelsthür hält bärenstark.
Auf einen war dabei besonders Verlass: auf Grün-Weiß Keeper Jan Kastening. Bereits den Alfeldern zog er in der Vorrunde mit seinen Paraden den Zahn. Und auch im kleinen Finale gegen die SG Börde agierte der Torwart bärenstark.
Und was machten die ganz Kleinen? Den großen Coup verpasste beispielsweise der Regionsoberligist SV Eintracht Bad Salzdetfurth nur knapp in der Partie gegen Alfeld. Trotz eines Zwei-Klassen- Unterschiedes hielten die Salzdetfurther – auch dank ihres Keepers Dennis Affeln – mit. Die SV Eintracht führte mit 5:4 und 8:6, musste sich aber noch mit 8:9 geschlagen geben. SVE-Spielertrainer Jonas Illemann: „Wir haben uns gut verkauft. Wir wollten versuchen, hier für Überraschungen zu sorgen.“
Am Ende wurden die Bad Salzdetfurther aber selbst Opfer einer solchen Überraschung. In der Partie um Platz sieben verloren sie gegen die etatmäßig schwächste Mannschaft des Turniers: Die SVE unterlag dem Regionsligisten HSG Gronau/ Barfelde mit 3:5. Pen
Splitter vom kwg-Regio-Cup:
Eine Frage beschäftigt derzeit viele Handball-Fans – auch beim KWG-regio- Cup wurde darüber geredet: Wechselt sF söhre am Wochenende 15./16. Februar für das top-spiel in der oberliga gegen den MtV Braunschweig in die große Hildesheimer Volksbank-arena. es könnte ein richtiges Handball-event daraus werden. „Wir denken darüber nach. aber nur, wenn die Konstellation in der tabelle noch eine Weile so bleibt“, sagte söhres Vorsitzender Matthias ihmann. Derzeit führt der Favorit aus Braunschweig die oberliga-tabelle mit 24:0 Punkten und plus 144 toren an – die sportfreunde sind dem MtV mit 22:2 Zählern (+56 toren) auf den Fersen. Damit dieses Kopf-an-Kopf-rennen weiter Bestand hat, müssen die söhrer aber ihre nächsten Partien beim Dritten HsG nienburg und bei HF Helmstedt, das Heimspiel gegen schaumburg und auswärts in Hameln gewinnen. „Die schwerste aufgabe kommt gleich am nächsten Freitag auf uns zu: Dann geht es nach nienburg. schlagen wir die nienburger, könnte man schon eher planen, was das spitzenspiel gegen Braunschweig angeht“, so ihmann weiter. Vorgefühlt haben die söhrer Verantwortlichen bei der Volksbank-arena schon mal. ihmann: „Die Halle wäre sowohl am Freitag, 14. Februar, als auch am samstag, 15. Februar, frei.“
Wie berichtet, stellt eine Jury aus den acht teilnehmenden Mannschaften des KWGCups eine regionalauswahl zusammen, die dann am 5. Juni in einem Benefizspiel gegen das Heiner- Brand-allstar- team antreten darf – also gegen Handballer wie Henning Fritz, Christian schwarzer, stefan Kretzschmar und Daniel stephan. Die Jury, bestehend aus eintracht-Boss Gerald oberbeck, ex-nationalkeeper und allstar-spiel-organisator Michael Krieter (Foto) sowie trainer Jürgen Kloth, schaute sich alle Partien des KWG-Cups genau an. „Die regionalauswahl steht“, sagte Krieter am ende des turniers. Wer nominiert wird, wollte Krieter aber nicht verraten. noch nicht. „Das machen wir in einer Pressekonferenz anfang Februar.“
Eines der torärmsten Spiele des KWG-regio-Cups (früher HaZ-Cup) aller Zeiten war die Partie um Platz sieben zwischen dem regionsligisten (8. Liga) HsG Gronau/Barfelde und dem regionsoberligisten (7. Liga) sVe Bad salzdetfurth. Geschlagene 7:11 Minuten (bei einer spieldauer von nur 1x15 Minuten) dauerte es, eher Kevin Flessel das 1:0 für Gronau erzielte. Flessel war es auch, der kurz vor schluss das entscheidende 5:3 warf und den siebten rang für sein team sicherte. Die Mannschaft wurde von einer großen (und lauten) Fan-Gruppe namens „Sektion Suff“ aus Gronau und Barfelde gefeiert (Foto). Auch, wenn sie nicht viele siege ihrer Mannschaft sehen konnte – spaß beim KWG-Cup hatte die Suff-Sektion allemal. Pen
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 6. Januar 2020