Grundstein für Millionen-Bauprojekt in Sarstedt gelegt
Sarstedt – Bezahlbarer Wohnraum wird händeringend gesucht. In Sarstedt lässt die kwg gerade 48 Wohnungen für Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen errichten. Die Kosten sind aber noch einmal angestiegen.
von Viktoria Hübner
Sarstedt – Bislang sind vor allem nur Beton und Steine zu sehen. Doch bis Januar 2024 sollen auf dem Gelände des alten Bauhofs in der Bleekstraße zwei Mehrfamilienhäuser mit je 24 Wohnungen entstehen. „Wohnungen, die dringend benötigt werden“, formulierte es Holger Schröter-Mallohn, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Kreiswohnbaugesellschaft (kwg) Hildesheim. Denn es geht um ausschließlich bezahlbaren Wohnraum, der dort wachsen soll. Und das in einer Stadt, in der die Nachfrage nach allen Formen des Wohnens seit Jahren ungebrochen hoch ist. Zahlreiche Vertreter aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft kamen am Donnerstagmittag auf Einladung der kwg zur feierlichen Grundsteinlegung.
5,80 oder 7,20 Euro
2019 mit dem Verkauf des knapp 4800 Quadratmeter großen Grundstücks auf den Weg gebracht, laufen seit August die Bauarbeiten für die preis- und belegungsgebundenen Wohnungen, wie es im Fachjargon heißt. Übersetzt heißt es, dass Mieter mit niedrigem Einkommen 5,80 Euro pro Quadratmeter zahlen, jene mit mittlerem Einkommen 7,20 Euro. Preise, die auf dem privaten Wohnungsmarkt kaum zu finden sind, was auch Bürgermeisterin Heike Brennecke in ihrem Grußwort betonte. Mietwohnungen im Bestand kosteten in Sarstedt derzeit 10 Euro pro Quadratmeter. „Wer kann sich das eigentlich noch leisten?“, fragte sie in die Runde. Die neu geschaffenen und von der N‑Bank geförderten Objekte, in die auch die Stadt Sarstedt 216 000 Euro hineinsteckt, sollen Geringverdienern und Menschen, die auf staatliche Hilfe angewiesen sind, entgegenkommen. Zudem treibe die Stadt mit dem Projekt die Innenstadtverdichtung weiter voran.
Die kwg hat nach Fertigstellung insgesamt 1200 Wohnungen in Sarstedt in ihrem Bestand, die durchschnittliche Miete liegt bei 6 Euro pro Quadratmeter, berichtete Geschäftsführer Matthias Kaufmann, für den dieses Bauvorhaben auch mit der Wahrung des „sozialen Friedens“ zusammenhänge. Denn Mieten müssten bezahlbar sein. Kaufmanns Wunsch wäre daher, „dass Förderung verstetigt wird“ und wandte sich damit direkt an N‑Bank-Vorstand Ulf Meier, der sich unter der Gästen befand. Auch appellierte er an die Landespolitiker, dass die von SPD und Grünen geplante landeseigene Wohnungsbaugesellschaft nicht zu Lasten der etablierten Anbieter gehe dürfe und diese beschneide.
„Da, wo es am meisten brennt“
Das Credo der kwg sei „dahin zu gehen, wo es am meisten brennt“, fuhr Kaufmann fort. Und das sei der Fall im Norden des Landkreises, also in Sarstedt und in der Stadt Hildesheim. Doch auch in Alfeld lässt die kwg 17 Wohnungen umbauen. Sieben davon altersgerecht, zehn als geförderte Sozialwohnungen. In Hohenhameln sollen – nach dem Beitritt der Kommune zur kwg zum Jahreswechsel – zehn geförderte Wohnungen entstehen.
Doch jetzt wachsen erstmal in 17-monatiger Bauzeit die Wände in der Bleekstraße in Sarstedt in die Höhe, allerdings auch die Kosten. Mit 9 Millionen Euro war der Neubau einmal veranschlagt, heute sind es 13 Millionen Euro brutto. Die eine Hälfte der Mehrkosten wurde von den allgemeinen Preissteigerungen im Bausektor verschlungen, die andere Hälfte bei der Umsetzung des besonders energieeffizienten KfW40-Standards, hier unter dem Einsatz von erneuerbarer Energien (EE-Klasse), so Kaufmann. Das heißt, in den beiden Mehrfamilienhäusern kommen Wärmepumpe, Photovoltaikanlage und Gastherme zum Einsatz.
Neubau in der Krise
Dass Sarstedt mit diesem Projekt wirklich Glück hat meinte Susanne Schmidt, Direktorin des Verbands der Wohnungswirtschaft Niedersachsen-Bremen (vdw), in dem auch die kwg Mitglied ist. Denn: „Die Stimmung in der Wohnungswirtschaft ist Moll.“ Die im Verband organisierten 180 Mitglieder legten Projekte auf Eis, da der Neubau in der Krise stecke. 1500 Wohneinheiten seien gefährdet, davon auch die im günstigen Segment. „Es ist dramatisch, wir brauchen diese Wohnungen“, sagte Schmidt. Getrieben wird die Entwicklung von rasant steigenden Baukosten und Kreditzinsen, dazu kommt die wachsende Unsicherheit, wie es mit der Energieversorgung und der Konjunktur in den kommenden Monaten weitergeht.
Was genau in Sarstedt entsteht:
Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen zwischen 40 und 80 Quadratmetern, jeweils mit Terrasse oder Balkon. Alle sind durch einen rollstuhlgerechten Aufzug barrierefrei erreichbar. Je Haus gibt es drei Wohnungen für Rollstuhlfahrer. Draußen entstehen 48 Autostellplätze, zwei zusätzliche für E‑Mobilität sowie Fahrradstellplätze. Zudem erhält jeder Mieter einen Kellerersatzraum im Außenbereich. 45 Interessenten für die 48 Wohnungen gibt es bereits, sagte Bürgermeisterin Heike Brennecke.
Quelle: www.hildesheimer-allgemeine.de | 01.12.2022
kwg-Fotogalerie Grundsteinlegung:
Fotos: kwg Hildesheim | Judith-Maria Reichardt