„Ist schlimmer geworden“
KWG sorgt sich um Wohnbausituation / Spende für Hohegeiß
Von Larissa Zimmer
Kreis – Die diesjährige Weihnachtsspende der Kreiswohnbaugesellschaft (KWG) Hildesheim geht an die gemeinnützige Betriebsgesellschaft Jugendeinrichtungen, die unter anderem das Schullandheim in Hohegeiß unterhält. Die 8 000 Euro seien hier gut angelegt, versicherte Prokuristin Nicolette Stoffels gestern bei der offiziellen Scheckübergabe. Demnach feiere das Schullandheimbald
60-jähriges Bestehen, und für den Erhalt des beliebten Hallenschwimmbads müsse eine hohe fünfstellige Summe investiert werden, um weiterhin alle Technik- und Hygieneanforderungen erfüllen zu können.
Doch abgesehen von diesem freudigen Anlass hat KWG-Geschäftsführer Matthias Kaufmann gestern Einblicke in die Zahlen und die Entwicklung des Unternehmens gewährt, die keine allzu rosige Zukunft versprechen. Während Öffentlichkeitsbeauftragte Judith-Maria Reichardt das Jahr 2023 noch als das „Jahr der Begegnungen“ bezeichnete und an zahlreiche Ereignisse in den vergangenen zwölf Monaten erinnerte, wurde deutlich, dass sich die Herausforderungen in Sachen Baugewerbe immer mehr auch auf die Aktivitäten im Landkreis Hildesheim auswirken.
„Es ist tatsächlich noch schlimmer geworden“, sagte Kaufmann und sprach vom „Wohnungsbau im freien Fall“ unter anderem aufgrund aktueller Preisentwicklungen. „Diese Unsicherheit führt nun dazu, dass im nächsten und übernächsten Jahr zwei Drittel der Wohnbauunternehmen sagen, dass sie nichts mehr neu bauen wollen“, so Kaufmann. „Die Baukosten sind in Bereiche gestiegen, die für uns früher schwer vorstellbar waren“, berichtete er von einem Zinssprung von einem auf knapp vier Prozent seit 2020.
Aus diesen Gründen habe sich die KWG vollständig vom frei finanzierten Wohnungsbau zurückgezogen und beschränke sich ausschließlich auf öffentlich geförderte Vorhaben. Bei frei finanzierten Projekten sei kaum mehr eine Miete von weniger als 18 Euro pro Quadratmeter realisierbar. „Das halte ich für nicht kommunizierbar“, erklärte Kaufmann, der vor allem den Wohnungsbau für Menschen
mit geringem Einkommen forciert. Der durchschnittliche Mietpreis in KWG-Wohnungen betrage derzeit pro Quadratmeter 6,01 Euro Niedersachsen- Durchschnitt: 6,71 Euro). „63 Prozent unserer Wohnungen sind preiswerter als sechs Euro“, so Kaufmann. Nur neun Prozent würden mehr als sieben Euro kosten. Vor allem das Neubau-Projekt im Hildesheimer Ostend treibe die Zahlen nach oben.
Mit 49 Wohnungen im Jahresdurchschnitt bewege sich der Leerstand der KWG auf einem historisch niedrigen Niveau. Viele Leerstände kämen darüber hinaus dadurch zustande, dass dort Modernisierungsarbeiten durchgeführt werden.
Dennoch: „Die KWG ist nach wie vor ein wachsendes Unternehmen“, berichtete Kaufmann von einer Bilanzsumme, die 2024 voraussichtlich um zwölf Millionen Euro auf 219 Millionen Euro steigen wird. 18 Millionen Euro wolle die KWG in Neubauten investieren, 11,6 Millionen Euro in die Modernisierung bestehender Wohnungen.
Bei einem kurzen Ausblick ging Kaufmann auf aktuelle und bevorstehende Projekte ein. Demnach ist das mehr als 23 Millionen Euro schwere Projekt „Ostend“ im April 2023 fertiggestellt worden. [Korrektur des Beitrages] Beim RVZ Leinebergland in Alfeld sollen zeitnah die Container-Anlage und die ehemalige Friedhofsverwaltung abgebrochen und etwa 30 neue Parkplätze geschaffen werden. Die Wohnungen sollen ab 15. Januar in die Vermarktung gehen. Planmäßig laufe das Projekt „Alte Post“ in Alfeld, welches im Juni 2024 fertiggestellt werden soll. Der Buchholzmarkt Bockenem soll bis Juni 2026 abgeschlossen sein.
Quelle: Leine-Deister-Zeitung | 16.12.2023