Kabbelei ums Kabelfernsehen
01. März 2021 – Frank-Thomas Wenzel und Andreas Niesmann
Frankfurt/Berlin. Vodafone hat im Streit um günstige Verträge fürs Kabelfernsehen einen Kompromissvorschlag vorgelegt. „Wir wollen Lösungen finden, statt zu streiten“, sagte Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Wir brauchen einen Weg, der vor allem im Interesse der vielen Millionen Menschen ist, die von einer Gesetzesänderung betroffen wären.“
Seit Monaten streiten Politiker über die Zukunft des sogenannten Nebenkostenprivilegs. Seit dem Ausbau der Kabelfernsehnetze in den Achtzigerjahren schließen Netzbetreiber mit Vermietern langfristige Verträge ab, bei denen es einen Mengenrabatt gibt. Das ist möglich, weil die Telekommunikationsunternehmen nur eine Leitung zu jedem Gebäude legen müssen. Es geht um rund zwölf Millionen Haushalte bundesweit, die Kabelfernsehen für durchschnittlich 8 bis 9 Euro im Monat nutzen.
Wo die Netze aufwendig mit Glasfaserleitungen ausgebaut werden, sollte die Umlagefähigkeit für sieben Jahre gewährleistet sein, heißt es in einem Papier, das dem RND vorliegt. Bei Kabelnetzen, die mit moderner Technik nachgerüstet werden, könne die Abrechnung der Gebühren über die Nebenkosten des Vermieters noch für fünf Jahre möglich sein, schlägt Vodafone vor. Nach Ablauf der Fristen müssten die Nutzer dann in jedem Fall Einzelverträge abschließen.
Eine maximal fünfjährige Übergangsfrist soll dem Vodafone- Vorschlag zufolge auch für bestehende Netze eingeführt werden, die bereits für hohe Übertragungsgeschwindigkeiten ertüchtigt wurden. Die Bundesregierung hatte dort zwei Jahre vorgeschlagen. In der Diskussion ist derzeit nach RND-Informationen aber auch, die sofortige Kündigung der Verträge zu ermöglichen. Mieter müssten sich dann kurzfristig um neue Anbieter kümmern, die TV-Signale ins Wohnzimmer bringen.
Von der Umlagefähigkeit profitiert vor allem Vodafone. Der Konzern ist mit weitem Abstand der größte Betreiber von Kabelfernsehnetzen hierzulande, über die auch schnelle Internetanschlüsse vermarktet werden. Der Wegfall der Umlagefähigkeit würde der Deutschen Telekom nützen.
Beim Kabelfernsehen ist einer deutlichen Mehrheit der Deutschen der Preis wichtiger als die freie Wahl des Anbieters. Das ist das Ergebnis einer Civey-Umfrage im Auftrag von Vodafone, die dem RND vorliegt. Von 2501 Befragten gaben dabei nur 5 Prozent an, dass sie bereit wären, für die freie Wahl des Kabelanbieters eine Kostensteigerung hinzunehmen.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 01.03.2021