Gel­be Ton­nen: Gro­ße Ver­mie­ter bekla­gen vier­wö­chi­ge Abholung

Durch den Abschied vom Gel­ben Sack hält zumin­dest ein Unter­neh­men Investitionen
in Mil­lio­nen­hö­he für nötig / kwg begrüßt Sys­tem­wech­sel aller­dings ausdrücklich

Von Tarek Abu Ajamieh

Hil­des­heim. Die Ein­füh­rung der Gel­ben Ton­ne in Stadt und Land­kreis Hil­des­heim mit Beginn des nächs­ten Jah­res stellt vor allem die gro­ßen Woh­nungs­bau-Unter­neh­men teil­wei­se vor Pro­ble­me. Mas­si­ve Pro­tes­te gegen den Sys­tem­wech­sel wie in Han­no­ver gibt es zwar nicht. Doch zumin­dest  ein gro­ßer Hil­des­hei­mer Ver­mie­ter sieht sich zu Inves­ti­tio­nen in Mil­lio­nen­hö­he gezwungen.

„Wir müs­sen bei unse­ren ins­ge­samt 580 Häu­sern rund 250 Stell­plät­ze anpas­sen“, sagt Wolf­gang Dress­ler, Geschäfts­füh­rer des Beam­ten-Woh­nungs-Ver­eins (BWV). Das sei eine Mam­mut­auf­ga­be. Es gehe dar­um, bestehen­de Boxen und Ein­fas­sun­gen zu erwei­tern, zum Teil auch neu zu pflas­tern. Jede Men­ge klei­ne Bau­stel­len also, die sich zu einer Inves­ti­ti­on im sie­ben­stel­li­gen Bereich summieren.

Dress­ler rech­net damit, dass es zwei Jah­re daue­re, bis alles umge­baut ist. Das The­ma genie­ße im Unter­neh­men eine hohe Prio­ri­tät. Es gebe einen Mit­ar­bei­ter, der sich aus­schließ­lich dar­um küm­me­re und dem ein Team wei­te­rer Beschäf­tig­ter zur Sei­te ste­he. Auch eine  eige­ne EMail-Adres­se zur Gel­ben Ton­nen hat der BWV für sei­ne Mie­te­rin­nen und Mie­ter ein­ge­rich­tet. Deren Haupt­sor­ge bis­her: Ob die Ton­nen genug Kapa­zi­tät haben werden.

Was Dress­ler stört, ist der eher gerin­ge Zeit­raum von der Bekannt­ga­be der Ein­füh­rung bis zur Umset­zung. „Das war ja ein Hin und Her, bis es dann hieß: Die Gel­be Ton­ne kommt doch“, sagt er mit Blick auf die Ver­hand­lun­gen um die künf­ti­ge Ent­sor­gung des Ver­pa­ckungs­mülls im Früh­jahr. „Bei so einer Viel­zahl von Objek­ten, wie wir sie haben, ist der Vor­lauf ent­schei­dend.“ Grund­sätz­lich kann er dem Sys­tem­wech­sel aber eini­ges abge­win­nen: „Mit den Gel­ben Säcken in der Stadt ist das auch nicht so toll.“

Auch die Bau­ge­sell­schaft gbg plant, vor eini­gen ihrer Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser zusätz­li­che Flä­chen zu pflas­tern, um Platz für die zusätz­li­chen Ton­nen zu schaf­fen. In eini­gen Häu­sern sei es auch mög­lich, die Behäl­ter in den Kel­lern unter­zu­brin­gen, erklär­te das Unter­neh­men auf HAZ-Anfra­ge. Für Bauch­schmer­zen sorgt bei der gbg ein ande­rer Aspekt: Sie beklagt vor allem, dass die Gel­ben Ton­nen nur alle vier Wochen geleert wer­den, wäh­rend die gel­ben Säcke in den ver­gan­ge­nen Jah­ren alle zwei Wochen abge­holt wur­den: „Die Situa­ti­on wür­de sich deut­lich ent­span­nen, weil wir nur die Hälf­te der Kapa­zi­tä­ten bräuch­ten, wenn die Gel­ben Ton­nen wie bis­her alle 14 Tage geleert werden.“

Der wie­der län­ge­re Abhol­rhyth­mus war ein Kom­pro­miss, den der ZAH mit den Sys­tem­an­bie­tern ein­ging, um über­haupt die Gel­be Ton­ne ein­füh­ren zu kön­nen. Einer Lee­rung alle zwei Wochen hat­ten sich die Anbie­ter aus Kos­ten­grün­den ver­wei­gert und dage­gen geklagt. Auf die Gel­be Ton­ne zu ver­zich­ten, sei aber kein The­ma gewe­sen, ver­si­chert die gbg. „Dann gäbe es mehr kos­ten­pflich­ti­gen Rest­müll, und wir müss­ten die Kos­ten auf die Mie­te­rin­nen und Mie­ter umlegen.“

Der ZAH wies aller­dings in die­ser Woche dar­auf hin, dass es recht­lich nicht gestat­tet ist, Ver­pa­ckungs­müll im Haus­müll zu ent­sor­gen. Wer dafür kei­ne Säcke – oder bald die Ton­ne – hat, muss sei­nen Ver­pa­ckungs­müll streng genom­men zum Wert­stoff­hof bringen.

Deut­lich ent­spann­ter sieht die Kreis­wohn­bau­ge­sell­schaft kwg die Gel­be Ton­ne. Zum einen, weil sie sie „gera­de mit Blick auf Umwelt­schutz und Nach­hal­tig­keit sehr begrüßt“, wie Spre­che­rin Judith Rei­chardt betont. Die kwg sehe „gro­ße Chan­cen, die Müll­ent­sor­gung mit­tels der Ton­nen sau­be­rer zu gestal­ten und vor allem auch Ver­schmut­zun­gen der Grund­stü­cke und des öffent­li­chen Raums ent­ge­gen zu wirken“.

Hin­zu kommt, dass die kwg vor allem im Land­kreis Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser unter­hält. Dort böten die Grund­stü­cke meist aus­rei­chend Platz, sagt Rei­chardt. Aller­dings sehe auch ihr Unter­neh­men die Rück­kehr zum vier­wö­chi­gen Abhol­rhyth­mus „mit Skep­sis“. Grund­sätz­lich aber betrach­te die kwg die Gel­be Ton­ne als „gro­ßen Gewinn für Mie­ter, Häu­ser und Umwelt“.

Quel­le: Hil­des­hei­mer All­ge­mei­ne Zei­tung | 03.11.2022