Salinengebäude Bad Salzdetfurth
19. Juni 2021 – Stefanie Woyciechowski
Das Salinengebäude in Bad Salzdetfurth erstrahlt im neuen Glanz: Schon seit mehreren Wochen sind die letzten Arbeiten abgeschlossen, doch aufgrund der Corona-Einschränkungen konnten Besucher bisher noch keinen Blick ins Innere werfen. Das ändert sich an diesem Wochenende, denn ab Sonntag darf das neue Bergbau- und Salzmuseum in der Saline endlich seine Türen für die Öffentlichkeit öffnen. Mit der Umgestaltung des Salinengebäudes wurde ein echtes Highlight für die Kurstadt geschaffen.
„Für Bad Salzdetfurth ist es einer der schönsten Tage, denn das Projekt ist abgeschlossen“, freut sich Bürgermeister Björn Gryschka. Schon 2017 hatte die Kreiswohnbaugesellschaft Hildesheim (kwg) das denkmalgeschützte Gebäude am Kurpark gekauft. Der kwg, an der auch die Stadt Anteile hält, ist es somit zu verdanken, dass das ehemaligen Salinengebäude der Salzpfännergilde überhaupt erhalten werden konnte. Das Gebäude befand sich in keinem guten Zustand. Einen Bau mit einer so langen und bedeuten Historie nicht zu retten, wäre allerdings schade gewesen. Vor dem Erwerb durch die Kreiswohnbaugesellschaft Hildesheim stand das alte Salinengebäude lange leer und wurde unter anderem als Lager für Salz und Elektrogeräte genutzt. 2017 sollte dann schließlich eine neue Zeit für die Saline anbrechen. „Die Situation war nicht einfach. In so einer Lage ist es besonders wichtig, dass man zusammenhält, um auf das Ziel hinzuarbeiten. Am Ende empfinde ich nun eine tiefe Dankbarkeit, dass wir mit diesem Projekt gemeinsam ein wichtiges Stück der Identität von Bad Salzdetfurth erhalten konnten“, so Matthias Kaufmann, Geschäftsführer der Kreiswohnbaugesellschaft.
Nach ersten Gesprächen stand fest: Für die obere Etage des Gebäudes an der Salinenstraße 19 sorgt die kwg. Hier sind zwei ambulant betreute Wohngemeinschaften für insgesamt 18 Bewohner entstanden.
Für die Nutzung der unteren Etage musste sich die Stadt Bad Salzdetfurth etwas einfallen lassen. So wurden mit der Umnutzung des Gebäudes gleich zwei Probleme gelöst. Einerseits fehlten in Bad Salzdetfurth dringend benötigte Kindergartenplätze, andererseits bereitete das Bergbaumuseum im ehemaligen Rathaus am St.-Georgs-Platz Schwierigkeiten. Weil der Betrieb aufgrund von Brandschutzauflagen nicht weitergeführt werden konnte, bot sich ein Umzug an. Damit umfasst das Salinengebäude nun drei verschiedene Gewerbeeinheiten.
Viel Platz für 40 Kinder
Im Erdgeschoss des Gebäudes ging bereits im vergangenen Jahr ein neuer Kindergarten an den Start. Dieser umfasst eine Kindergartengruppe mit 25 Plätzen und eine Krippengruppe mit 15 Plätzen. Träger der Einrichtung ist die AWO. Das historische Gebäude ist mit dem benachbarten Museum und dem Kurpark im Herzen Bad Salzdetfurths ein ganz besonderer Standort für die Kindertageseinrichtung.
Neuer touristischer Hotspot
Mit dem Umzug des Bergbaumuseums an den kulturellen und touristischen Mittelpunkt an den Gradierwerken wurde zudem ein neuer Anlaufpunkt für Touristen und Einheimische geschaffen. Hier soll Geschichte künftig nicht trocken vermittelt, sondern erlebbar werden. Das Museum bietet auf 325 Quadratmetern eine Erlebnisfläche für die ganze Familie. Der neue Ausstellungsort befindet sich in gemeinsamer Trägerschaft von Stadt und Geschichtsverein. Bei der Konzeption und Umsetzung der neuen Dauerausstellung unterstützte zudem die Universität Hildesheim. Bereits im November 2017 hatten die Universität und die Stadt Bad Salzdetfurth eine Vereinbarung zur kulturellen Zusammenarbeit getroffen. Dabei wurde der Umzug des Museums vom alten Rathaus in die Saline von Studierenden über mehrere Semester begleitet. Unter der Leitung von Ausstellungskurator Prof. Dr. Mario Müller und Ausstellungsgestalter Jan Schönfelder wurden zudem Interviews mit Zeitzeugen zur Geschichte der Kinderheilanstalt in Bad Salzdetfurth geführt. Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der IGS Bad Salzdetfurth entstand ein Film zur Ursprungslegende der Stadt und viele Exponate der Ausstellung wurden kritisch hinterfragt. Dabei ging es darum, ob die jeweiligen Exponate gezeigt werden müssen, welche Informationen vermittelt werden sollen und wie diese präsentiert werden können.
„Die Universität Hildesheim hat ein großes Interesse an solchen Kooperationen. Die Ausstellungskonzeption und die Arbeiten im Vorfeld leisten einen wichtigen Beitrag zur Nachwuchsförderung und das Interesse an der Region und ihrer Geschichte konnte über Generationen hinweg Interesse wecken“, so Universitäts- Präsidentin Dr. May- Britt Kallenrode.
Interessant für alle Altersstufen
Die Zielgruppe, die das Museum ansprechen soll, sind sowohl Tagestouristen und Kurgäste als auch die Kinder und Jugendlichen der Region. Diese haben die Ausstellungsplaner ganz besonders ins Auge gefasst. Regelmäßige Führungen sind dabei nicht nur für Schulklassen aus Bad Salzdetfurth, sondern aus der gesamten Region empfehlenswert. Dafür steht auch ein großer Labortisch für die Museumspädagogik bereit. Möglichst alle Generationen sollen gleichermaßen Freude am Besuch des Hauses haben. Das neue Museum beheimatet kostbare Sammlungen, familiäre Erinnerungen, Exponate aus dem Bergwerk, historische Dokumente, Bilder, Chroniken, Bücher sowie Mineralien und Gesteine aus allen Kontinenten. So geht es um die Welt unter Tage und über Tage, die Einflüsse auf die Stadt und ihre Geschichte. Schon bei der Konzeption des Museums wurde viel Wert darauf gelegt, sowohl Erwachsene als auch Kinder anzusprechen. Eine Besonderheit der Ausstellung sind daher die zwei Textebenen: Zu jeder Erklärung für Erwachsene wird auch ein Text für Kinder angeboten. Ein Highlight des Museums ist der Nachbau eines Bergbau-Stollens, der die Fahrt unter Tage simuliert. In diesen zehn Meter langen Stollen können die Besucherinnen und Besucher mit einer Draisine und einem Personenwagen einfahren, um einen kleinen Einblick in die Geräusche und die Einfahrt unter Tage zu gewinnen. Mit sechs beweglichen Schaukästen kann zudem das Innenleben der ehemaligen Kinderheilanstalt Bad Salzdetfurth erforscht werden, die vor 50 Jahren ein tragisches Ende nahm.
500 Exponate sind auf der Ausstellungsfläche zu sehen. Geschichten und Märchen über den Bergbau können in einer kleinen Leseecke gelesen oder vorgelesen werden. Auf dem Grundstück wurde zudem eine sogenannte Kalthalle für das Museum errichtet, in der die übrigen Exponate und Ausstellungsstücke gelagert werden. Zusätzlich werden auf der 220 Quadratmeter großen Freifläche schwere Geräte und Maschinen aus der Bergbaugeschichte gezeigt, welche die Arbeiten unter Tage noch eindrucksvoller darstellen. „Es ist ein großer Gewinn für Bad Salzdetfurth. Am Ende ist das Vorhaben sehr gut gelungen. Die Kommunikation mit Politik, Geschichtsverein, Verwaltung und Universität hat wunderbar funktioniert und es wurde auf Augenhöhe gesprochen“, so kwg-Geschäftsführer Matthias Kaufmann.
Unterstützung aus der Region
Alle Beteiligten sind froh, dass das Museum nun endlich der Öffentlichkeit präsentiert werden kann. Zwischenzeitlich stand das Vorhaben auf der Kippe. Die einkalkulierten Fördermittel vom Land waren weggebrochen. Damit sollten eigentlich kleine Kultureinrichtungen unterstützt werden, doch die Zugangsvoraussetzungen wurden geändert. Um das Projekt am Leben zu halten, hatten viele Unternehmen aus Bad Salzdetfurth und der Region sowie zahlreiche Privatpersonen insgesamt rund 60.000 Euro zusammengetragen. Die Stadt Bad Salzdetfurth hatte mit einem Spendenaufkommen von 50.000 Euro gerechnet. „Die große Spendenbereitschaft unterstreicht die Bedeutung des Museums für Bad Salzdetfurth und die tiefe Verankerung im Bewusstsein der Bevölkerung“, freut sich Bürgermeister Björn Gryschka. Im Eingangsbereich des Museums sind nun Tafeln angebracht, auf denen das breite gesellschaftliche Engagement für das Museum nachzulesen ist. Der Umbau des gesamten Gebäudes liegt bei 4,4 Millionen Euro, davon entfallen 1,2 Millionen Euro auf den Museumstrakt. Eingesetzt wurden auch EU-Mittel. Die Kosten für die Neugestaltung des Museums mit Mobiliar und Technik betragen rund 150.000 Euro. „Es war ein herausforderndes Vorhaben, doch wir haben immer Lösungen gefunden. Ich wünsche dem Salinengebäude, dass es immer Menschen findet, die es interessiert“, so Matthias Kaufmann.
„Das Museum ist ein multifunktionales und modernes Zuhause für alle Generationen geworden und die Geschichte wird von ihrer besten Seite gezeigt. Das wäre ohne die Spendenbereitschaft und das ehrenamtliche Engagement nicht möglich gewesen“, verdeutlicht Johann Ludyga als Vorsitzender des Geschichtsvereins. Damit bedankt er sich auch bei den ehrenamtlichen Mitgliedern des Geschichtsvereins, die rund 2.500 Stunden Arbeit leisteten. Stw
Eröffnung
Am morgigen Sonntag, 20. Juni, öffnet das Bergbau- und Salzmuseum in der Saline Bad Salzdetfurth erstmals und regelmäßig seine Pforten. 325 Quadratmeter Erlebnisfläche und 220 Quadratmeter Freifläche laden von 14 bis 18 Uhr zum Erkunden ein. Im Museum gilt ein Corona-Hygienekonzept. Beim Betreten sind die Hände zu desinfizieren, die Abstandsregelungen von 1,5 Meter zu haushaltsfremden Personen sind einzuhalten und das Tragen von medizinischen Masken ist Pflicht. Einige Angebote wie das Schienenfahrrad und der Medientisch können wegen der Corona-Einschränkungen noch nicht genutzt werden. Das Museum ist regelmäßig von Freitag bis Sonntag, jeweils von 14 bis 18 Uhr, geöffnet. Der Eintritt beträgt 4 Euro für Erwachsene, Kinder zahlen 2 Euro. Weitere Ermäßigungen und Jahreskarten werden angeboten. Sonderführungen sind nach Absprache möglich. Ein Tag der offenen Tür soll stattfinden, sobald die Pandemie dies zulässt.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 19.06.2021 (Sonderveröffentlichung)