Wer trägt die höheren Heizkosten?
26. Januar 2021 – Thomas Wedig
Kreis Hildesheim. Die neue Kohlendioxidsteuer, die seit Jahresbeginn gilt, macht sich an den Tankstellen schon bemerkbar: Die Spritpreise sind durch die Abgabe für fossile Brenn- und Kraftstoffe deutlich gestiegen. Da die meisten Wohnungen hierzulande noch mit Öl oder Gas beheizt werden, werden auch Heizkosten steigen. Eigentümer, die ihr Haus selbst bewohnen und nun mehr bezahlen müssen, können in eigener Regie in neue Technik investieren, damit den Verbrauch senken und dauerhaft Einsparungen erzielen. Aber wie ist das mit Mietern?
An die kann der Vermieter die Zusatzkosten zu 100 Prozent weiterreichen, so ist die aktuelle Gesetzeslage. Aber: „Das ist nicht gerecht“, sagt Volker Spieth, der Geschäftsführer des Mietervereins Hildesheim und Umgebung, „denn der Mieter hat ja keinen Einfluss auf die Art der Beheizung.“ Über die entscheide der Vermieter – und der müsse daher auch die Abgaben für vermeidbare fossile Brennstoffe tragen, findet Spieth und verweist auf eine entsprechende Stellungnahme von Mieterbund-Präsident Lukas Siebenkotten. Für die Energiewende sei der Kohlendioxidpreis grundsätzlich richtig und wichtig, betont Spieth. Das sehe der Deutsche Mieterbund so, schließlich ist der Anteil erneuerbarer Energien im Wärmesektor mit 15 Prozent „viel zu niedrig“, wie die Vertretung der Mieter meint. „Und ich sehe es sowieso so“, ergänzt Spieth, der seit Jahren für die Grünen im Hildesheimer Stadtrat sitzt. Dass die Mehrkosten komplett auf die Mieter abgewälzt werden können, sei allerdings nicht akzeptabel.
„Das ist die aktuelle Gesetzeslage“, betont auf der anderen Seite Matthias Kaufmann, Geschäftsführer der kwg, eines der großen Wohnungsbauunternehmen und Vermieter der Region. Er weist darauf hin, dass die kwg ohnehin seit vielen Jahren die Ziele verfolge, die hinter der erhöhten Kohlendioxidsteuer stehen. „In Energieeffizienz zu investieren und dadurch Einsparungen zu erzielen, gehört seit 30 Jahren zu unserem Leitbild“, sagt Kaufmann. Das führe zu niedrigerem Verbrauch und zahle sich dann auch für die Mieter aus. In den vergangenen Jahren habe die kwg in erster Linie in eine bessere Dämmung ihrer Gebäude investiert. „Da sind wir zu etwa 95 Prozent durch“, berichtet Kaufmann. Derzeit liege der Fokus auf einer Bestandsaufnahme der Technik. Sie soll in den kommenden Jahren schrittweise auf effizientere Systeme umgestellt werden.
Ein anderes Hildesheimer Wohnungsbauunternehmen, die gbg, wartet derzeit ab, ob auf Bundesebene demnächst noch andere Regeln zur Umlage der Mehrkosten zwischen Vermietern und Mietern festgelegt werden. „Im Rahmen der dann definierten Umlagemöglichkeiten werden wir später über eine Weitergabe entscheiden“, kündigt gbg-Sprecher Frank Satow an.
„Gleichzeitig setzt die gbg auf möglichst kohlendioxidneutrale Energieträger und versorgt zum Beispiel die Wohnungen in Drispenstedt, das sind 42 Prozent aller Wohnungen der gbg, umweltfreundlich per Nahwärme“, erläutert Satow. „Im Stadtteil Moritzberg werden wir in diesem Frühsommer zwei Häuser in der Pippelsburg von Gas auf Nahwärme umstellen. So richten wir uns auf umweltschonende Energieversorgung aus, um die Umwelt zu schonen und die Nebenkosten möglichst stabil zu halten.“
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 26.01.2021