Die kwg investiert in viele neue Bauprojekte
30. Juni – Marita Zimmerhof
Corona-Krise hat das Unternehmen bislang kaum getroffen: Nur 16 Anträge auf Mietstundungen bekommen
Kreis Hildesheim. Für die Kreiswohnbau war das vergangene Jahr ein arbeitsreiches, denn die 29 Mitarbeiter um Matthias Kaufmann haben eine beachtliche Zahl von Bauprojekten auf den Weg gebracht, mit denen die kwg in absehbarer Zeit in Städten und Dörfern neue Wohnungen und Gemeinschaftseinrichtungen schaffen will. „Wenn erst die Bagger rollen, ist unsere Arbeit zum größten Teil bereits getan“, sagt der Geschäftsführer.
An der Saline in Bad Salzdetfurth etwa sollen bis August für 4,5 Millionen Euro Wohnungen, eine Kita und Raum für ein Museum entstehen. Am Ährenkamp in Harsum sollen schon bald 23 Eigentumswohnungen bezugsfertig werden. Am Kipphut in Sarstedt wächst für 7,5 Millionen Euro ein Neubau mit 22 Wohnungen, zehn Appartements und einer Kita, für jeweils 4,5 Millionen bekommen Nordstemmen am Brunnenhof und Holle in der Bertholdstraße „Argentum“-Häuser mit einmal 20, einmal 18 Wohnungen. Die Argentum-Idee ist das kwg-Erfolgskonzept für betreutes Wohnen.
Obwohl die kwg primär im Kreis aktiv ist, entsteht ihr derzeit teuerstes Vorhaben im Hildesheimer Ostend: 20 Millionen Euro will sie in den Bau von 28 Eigentums- und 68 Mietwohnungen stecken, von denen 18 öffentlich gefördert und 50 frei finanziert sind. Dazu kommen Tiefgaragen und eine Tagespflege.

Möglich macht all das eine solide Haushaltsführung: Die Bilanzsumme stieg auf 160 Millionen Euro, der Umsatz sank auf 23,5 Millionen Euro, der Jahresüberschuss kletterte 2019 auf 2,6 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote ging leicht auf 34,03 Prozent zurück und wird, wie Kaufmann bereits ankündigt, in den kommenden Jahren weiter sinken, um Projekte zu finanzieren. „Aber wir können uns das leisten.“
Während das laufende Jahr in vielen Unternehmen alle Ziele auf den Kopf gestellt hat, gehöre der Wohnungsbau nicht zu den Branchen, die die Corona-Krise hart getroffen habe. Von den mehr als 4000 Wohnungsmietern stellten nur 15 einen Antrag auf Stundung der Miete. Im gewerblichen Bereich ist die Lage schwieriger, aber der macht nur neun Prozent des kwg-Geschäftes aus, und davon sind wiederum ein Teil krisenfeste Schulen und Rettungswachen. „Eventuell könnte uns die Volkshochschule noch einholen“, sagt Kaufmann. Gemeinsam mit der städtischen Baugesellschaft gbg hatte die kwg die Immobilie zu je 50 Prozent finanziert. „Wie es insgesamt weitergehen wird, wissen wir nicht. Prinzipiell haben wir wirtschaftlich schwächere Kundschaft mit weniger Ersparnissen als der Schnitt.“
Mit einer Durchschnittsmiete von 5,43 Euro pro Quadratmeter ist die kwg ein günstiger Vermieter, der selbst bei renovierten Wohnungen im Mittel nur 5,94 Euro fordert. 8 Millionen Euro flossen 2019 in Modernisierung und Instandhaltung. 95 Prozent des Bestandes ist längst wärmegedämmt, 50 Mieter konnten sich über neue Vorstellbalkone freuen. Die Leerstandsquote ist mit 1,7 Prozent minimal. Im Mittel bleibt jeder Mieter neun Jahre wohnen.
Historisch tiefe Zinsen ermöglichen der kwg nun große Projekte ohne Zinsänderungsrisiko. Kaufmann macht aber keinen Hehl daraus, dass Bauen immer schwieriger wird: „Gefühlt“ fünf Prozent Preissteigerung, immer höhere Kosten für Genehmigungen, Brandschutz, Energiesparen und nicht zuletzt hohe Zusatzkosten für Archäologie und Denkmalpflege „verhageln die Bilanz“: In Holle etwa kostete die Grabung mit 200 000 Euro so viel wie eine ganze Neubauwohnung.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 30. Juni 2020