Nächste Hürde genommen: Bebauungsplan wird nun ausgelegt
25. Juni – Viktoria Hübner
Der Ausschuss für Stadtentwicklung hat die geplante Wohnbebauung in der Bleekstraße vorangebracht
Sarstedt. Die Kreiswohnbaugesellschaft (kwg) ist mit ihrem Vorhaben, auf dem Grundstück des ehemaligen Bauhofes in der Bleekstraße Wohnungen zu schaffen, einen Schritt weiter. Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr und Umwelt hat am Dienstagabend der öffentlichen Auslegung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans – mit Ausnahme der CDU-Vertreterin – zugestimmt. Dem beinahe einträchtig anmutenden Ergebnis gingen jedoch auch Misstöne voraus – inklusive Antrag auf Schluss der Debatte.
Zur Erinnerung: Auf dem 5600 Quadratmeter großen Grundstück sollen zwei Mehrfamilienhäuser entstehen, die im 60 Grad-Winkel zueinander stehen. Die insgesamt 48 Wohneinheiten sind ein Mix aus öffentlich geförderten und frei finanzierten Appartements, Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen zwischen 45, 60, 75 und 85 Quadratmeter. Für 24 Parteien gilt eine gedeckelte Miete von 5,60 oder 7 Euro pro Quadratmeter. Voraussetzung für den Einzug ist ein sogenannter Berechtigungsschein, kurz B‑Schein. „Ziel war immer, Einsparpotenzial generieren zu können“, erklärte Kreiswohnbau- Geschäftsführer Matthias Kaufmann. Daher die gleiche Bauart bei den Gebäudekomplexen.


“Was wäre das für eine Fläche, wenn jede der 40 Wohneinheiten zwei Plätze bekommen würde?”
Heike Brennecke Bürgermeisterin zu der Kritik, dass ein Stellplatz pro Wohnung zu wenig sei.
Als Beispiel für einen offenbar geringeren Parkplatzbedarf der Innenstadt- Bewohner nannte Kaufmann die Wohnanlage Argentum Am Ried. „Die Hälfte der Stellplätze dort ist leer, und wir müssen sie anderweitig vermieten.“ Aus seiner Erfahrung wollten Menschen, die es in die Kernstadtzieht, einFahrzeugab-odersich gar nicht erst eins anschaffen. Zudem treibe jeder einzelne Stellplatz die Baukosten in die Höhe. Besonderes Problem in der Bleekstraße: Sie liegt im Überflutungsgebiet der Innerste. „Wir müssten ganz anders bauen“, erklärte Kaufmann. Bürgermeisterin Heike Brennecke (SPD) warf ein: „Was wäre das für eine Fläche, wenn jede der 40 Wohneinheiten zwei Plätze bekommen würde?“
Karl-Heinz Esser (SPD) erinnerte an die Mietpreisbindung. Wer in eine 45-Quadratmeter-Wohnung ziehe, habe nicht zwangsläufig zwei Autos; zudem sei der Bahnhof in der Nähe. Ein Argument, dessen sich auch das Planungsbüro bedient: So sei davon auszugehen, dass „in dieser zentralen Lage und unter Berücksichtigung der Bereitstellung von Wohnungen für die öffentliche Förderung einkommensschwacher Haushalte mit der begrenzten Stellplatzanzahl ein sinnvolles Gleichgewicht zwischen Bedarf und Flächenverbrauch gefunden wird.“
Pragmatisch dagegen Detlef Goldammer (WAS): Wenn Besucher anreisten, könnten diese den öffentlichen Parkplatz hinter dem Schulungshotel Residencia ansteuern. „In meiner Wahrnehmung sind dort immer Kapazitäten frei.“
Mit Hinweis auf den Wegfall des Solardeckels und einer weitergehenden Förderung von Photovoltaik-Anlagen, forderte Harald Sandner (Grüne) – wie bereits beim Baugebiet Sonnenkamp- Ost – eine einheitliche Verpflichtung festzuschreiben, die Dächer mit Solaranlagen auszustatten. „Wir müssen jetzt zukunftsorientiert denken“, betonte er angesichts eines Baubestands für die nächsten 50 Jahre. Kaufmann sagte zu, nach einer nachhaltigen Lösung streben zu wollen, eventuell einer Kombination auf Solarthermie und Photovoltaik.„ Ich halte es aber für nicht glücklich, so etwas verbindlich in den BPlan aufzunehmen.“ So auch Jäckel: „Anregen ja, aber Pflicht nein.“
Dieter Goy, hinzugewähltes Mitglied und als stellvertretender Vorsitzender des Nabu-Kreisverbandes die Flora und Fauna im Blick, brach eine Lanze für Gebäudebrüter wie Mauersegler, aber auch Fledermäuse, für die Platz geschaffen werden müsse. Skeptisch zeigte sich Goy bezüglich der beiden Bäume an der Ziegelbrennerstraße, die laut Gutachten „erhalten bleiben können“. „Versuchen Sie die wirklich zu halten?“, fragte er. Es dauere ewig, bis adäquater Ersatz nachgewachsen sei.
Jäckel sprach das Thema Altlasten an, ob es ein Gutachten dazu gebe. Kaufmann bejahte. Die kwg habe auf eigene Kosten ein Screening gemacht, in erster Linie um die Tragfähigkeit des Baugrunds zu untersuchen. „Von unbelastet bis Z3 (Siedlungsabfall, der auf die Deponie gehört) haben wir alles gefunden“, berichtete Kaufmann. Die Proben seien jedoch nicht geeignet, über die jeweiligen Mengen Aufschluss zu geben. „Wir werden die Erdarbeiten aber gutachterlich begleiten lassen.“
Eine Antwort, die Jäckel, der gerne mehr Infos über den Untergrund gehabt hätte, offensichtlich nicht zufrieden stellte. Zumal die Mehrkosten für die Entsorgung bei Zuordnungswerten größer als Z2 die Stadt tragen müsste. Ausschussvorsitzender Martin Reinckens (SPD), hauptberuflich Verkehrsplaner, betonte angesichts des „Riesen-Baufeld“: „Es ist nicht zielführend, lokal nach Hotspots zu gucken.“ Die Entsorgung gering gehalten werden. Um weiter auf dem Laufenden gehalten zu werden, ließ sich Jäckel von Bauamtsleiter Rembert Andermann versprechen: „Wenn die ersten Daten vorliegen, ist es kein Problem, den Bauausschuss zu informieren.“
Es war Dirk Eichler (FDP), der schließlich einen Antrag auf Schluss der Debatte stellte. Jedoch nicht, ohne Jäckels letzte Frage zum anfallenden Oberflächenwasser zu klären. „Es wird nicht mehr, sondern tendenziell weniger versiegelt“, erwiderte Kaufmann. Im Moment sei das Grundstück fast vollständig versiegelt, das Wasser laufe in den Kanal.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung (Sarstedter Anzeiger, 25. Juni 2020 (Auszug)