Erd­wär­me gegen den CO2-Aus­­­stoß: kwg Hil­des­heim star­tet in Sar­stedt – und hat Plan für den gan­zen Kreis Hildesheim

Ener­gie­wen­de

Kreis Hildesheim/Sarstedt – Bis zum Jahr 2045 will die kwg den Koh­len­stoff­di­oxid-Aus­stoß gegen­über 1990 um 90 Pro­zent ver­rin­gern. Nächs­tes Jahr flie­ßen meh­re­re Mil­lio­nen Euro in ein Pilotprojekt.

Von Tarek Abu Ajamieh

Kreis Hildesheim/Sarstedt – Die Kreis­wohn­bau­ge­sell­schaft (kwg) Hil­des­heim will den CO2-Aus­stoß ihrer Wohn­ge­bäu­de in den nächs­ten Jahr­zehn­ten um 90 Pro­zent gegen­über dem Refe­renz­jahr 1990 ver­rin­gern – zumin­dest rech­ne­risch. Das hat Geschäfts­füh­rer Mat­thi­as Kauf­mann jetzt ange­kün­digt. Dabei ist das Unter­neh­men schon ein gutes Stück vor­an­ge­kom­men. Nächs­tes Jahr will die kwg meh­re­re Mil­lio­nen Euro in ein Pilot­pro­jekt zur Abkehr von fos­si­len Ener­gie­quel­len in Sar­stedt ange­hen. Bis zu einer groß ange­leg­ten Umstel­lung dau­ert es aller­dings noch län­ger. Wie sieht der Plan aus?

Däm­mung ist ausgereizt

Die Aus­gangs­la­ge ist klar. Drei Vier­tel der gut 4000 kwg-Woh­nun­gen in Stadt und Land­kreis Hil­des­heim wer­den mit fos­si­ler Ener­gie beheizt: 53 Pro­zent mit Gas und 22 Pro­zent mit Öl. Rund 1000 Woh­nun­gen vor allem in Hil­des­heim und Sar­stedt wer­den hin­ge­gen bereits mit lokal erzeug­ter Fern­wär­me ver­sorgt. Die Wer­te ent­spre­chend weit­ge­hend dem bun­des­wei­ten Durchschnitt.

Gegen­über der Situa­ti­on im Jahr 1990 hat die kwg den CO2-Aus­stoß ihrer Gebäu­de bis heu­te nach eige­nen Anga­ben um 55 Pro­zent redu­ziert. Haupt­grün­de dafür sind neben der Nut­zung von Fern­wär­me mas­si­ve Inves­ti­tio­nen in die Däm­mung der Gebäu­de: „Da haben wir fast alles gemacht, bis auf weni­ge Aus­nah­men ist die­ser Bereich aus­ge­reizt“, sagt Geschäfts­füh­rer Kaufmann.

War­ten auf Wärmepumpen

Den­noch: Bis zum Jahr 2045 soll 90 Pro­zent weni­ger CO2 aus­ge­sto­ßen wer­den. Mehr als 75 Pro­zent hält Kauf­mann aller­dings für prak­tisch gar nicht mög­lich. Bilan­zi­ell, wie er das nennt, soll es trotz­dem gelin­gen: Die kwg will in den nächs­ten Jah­ren so vie­le Gebäu­de wie mög­lich mit Pho­to­vol­ta­ik aus­stat­ten. Der dadurch pro­du­zier­te Öko­strom soll die CO2-Bilanz so stark ver­bes­sern, dass es mit den 90 Pro­zent doch klappt.

Um das Ziel zu errei­chen, will die kwg bis 2045 mas­siv aus der Nut­zung fos­si­ler Ener­gie­quel­len aus­stei­gen – im gro­ßen Stil aber erst von 2030 an. Zum einen, weil die Ver­füg­bar­keit von Gerä­ten wie Wär­me­pum­pen sowie von Hand­wer­kern, die die­se ein­bau­en kön­nen, der­zeit den Bedarf gar nicht abde­cken kön­nen: „Die Kapa­zi­tä­ten, die ehr­gei­zi­gen Aus­bau­zie­le der Bun­des­re­gie­rung in die­sem Bereich zu schaf­fen, sind noch gar nicht da“, fürch­tet Kauf­mann, zeigt sich aber opti­mis­tisch, dass das in eini­gen Jah­ren anders aus­sieht – „wenn Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten erwei­tert und mehr Fach­kräf­te dafür aus­ge­bil­det sind“. Zudem gel­te es, „noch eine Rei­he klei­ne­rer Haus­auf­ga­ben zu erledigen“.

Rie­sen-Roh­re für Sarstedt

Ein wei­te­rer Fak­tor: Die kwg, die mit Inves­ti­tio­nen von 60 bis 100 Mil­lio­nen Euro in die­sem Bereich rech­net, möch­te erst mehr Rück­la­gen bil­den, nach­dem sie ihre Gewin­ne bis­lang vor allem in Neu­bau und Moder­ni­sie­rung ihrer Woh­nun­gen gesteckt hat. Neu­bau soll es ab Mit­te des Jahr­zehnts nur noch sehr ein­ge­schränkt geben.

Ein ers­tes gro­ßes Pro­jekt zur Umstel­lung von fos­si­ler auf erneu­er­ba­re Ener­gie will die kwg aber schon im nächs­ten Jahr ange­hen – als Pilot­pro­jekt und um Erfah­run­gen zu sam­meln. Dafür hat das Unter­neh­men sei­ne Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser an der Heim­gar­ten­stra­ße im Süden Sar­stedts aus­ge­wählt. „Das ist ein rich­ti­ges Quar­tier, gut 100 Woh­nun­gen, die dicht bei­ein­an­der lie­gen“, erklärt Kaufmann.

„Ein Aus­ru­fe­zei­chen“

Dort sol­len im kom­men­den Jahr gro­ße Bau­ma­schi­nen anrü­cken: Geplant ist ein unter­ir­di­sches Rohr­sys­tem bis zu einer Tie­fe von etwa 30 Metern. In den Lei­tun­gen mit einem Durch­mes­ser von 2,80 Metern soll in gro­ßen Men­gen hei­ßes Was­ser gespei­chert wer­den. „Damit wol­len wir mal ein ers­tes Aus­ru­fe­zei­chen set­zen“, sagt der kwg-Chef. 3,6 Mil­lio­nen Euro will das Unter­neh­men sich das kos­ten las­sen. Bald soll es noch genaue­re Infor­ma­tio­nen dazu geben.

Quel­le: www.hildesheimer-allgemeine.de | 19.12.2022