Gemein­de steht plötz­lich vor einem Berg von Fragen

Bür­ger­meis­ter Mat­thi­as Blu­dau (links) mel­de­te den Brand als Ers­ter, die Fol­gen wer­den ihn län­ger beschäf­ti­gen. Foto: Chris Gossmann

Von Tho­mas Wedig

Zwei ehe­ma­li­ge Kli­nik­ge­bäu­de, die seit fünf­ein­halb Jah­ren unge­nutzt leer ste­hen, sind aus­ge­brannt – da hal­ten sich die Fol­gen in Gren­zen, oder? Nein, denn für die Gemein­de Diek­hol­zen macht der Brand einen Strich durch die vor­erst letz­te Per­spek­ti­ve einer jah­re­lan­gen Pla­nungs­odys­see mit dem Ziel, das Gelän­de für Wohn­zwe­cke zu nut­zen. Seit 2018 gab es unge­zähl­te Etap­pen. Natur­schutz­be­den­ken des Land­krei­ses Hil­des­heim lie­ßen Plä­ne für Neu­bau­ten am Bahn­berg immer wei­ter schrump­fen. Im ver­gan­ge­nen Jahr besie­gel­te die Kreis­ver­wal­tung durch eine soge­nann­te Teil­ver­sa­gung des jüngs­ten Flä­chen­nut­zungs­plans (F‑Plan) im Grun­de das Aus für fast jede Form von Neu­bau­ge­biet auf dem Are­al. Seit­dem die Gemein­de das Kli­nik­ge­län­de vor fünf Jah­ren vom Kreis kauf­te, hat sich der Fokus noch nie so sehr auf den Bestand der Alt­ge­bäu­de gerich­tet wie in den ver­gan­ge­nen Mona­ten. Mit jedem Jahr, das pla­nend ver­strich, ruht auf ihnen mehr Hoff­nung, mit dem Gelän­de etwas ver­nünf­ti­ges Neu­es anfan­gen zu kön­nen. Nun das: Zwei der Gebäu­de bren­nen aus. Und die Gemein­de Diek­hol­zen steht wie­der vor einem Berg Fragen.

Die eine: Wird die Heim­statt Röder­hof, die am Bahn­berg ein Wohn­pro­jekt ein­rich­ten woll­te, an ihrem Inter­es­se fest­hal­ten – jetzt, wo die Aus­gangs­la­ge durch den erheb­li­chen Brand­scha­den völ­lig ver­än­dert ist?

Die nächs­te: Was ist durch die Wohn­ge­bäu­de­ver­si­che­rung für die Leer­stän­de über­haupt noch abge­deckt? Erhält die Gemein­de noch einen halb­wegs aus­rei­chen­den Betrag für eine Instand­set­zung? „Das wird geprüft“, erklär­te Bür­ger­meis­ter Mat­thi­as Blu­dau am Mitt­woch. Unklar ist auch noch, wie groß der Scha­den ist – viel­leicht ist die Rui­ne auch abriss­reif. Lohnt sich der Auf­wand einer Sanie­rung? Wür­de sich ein Inter­es­sent wie die Heim­statt beteiligen?

Und, nicht zuletzt, eine wei­te­re Kern­fra­ge: Wäre es über­haupt zuläs­sig, die Brand­rui­nen wie­der auf­zu­bau­en? Zwar hat­te die Kreis­ver­wal­tung den alten Gebäu­den einen gewis­sen Bestands­schutz ein­ge­räumt. Neu­bau­ten an der­sel­ben Stel­le wären aller­dings wegen eines zu gerin­gen Abstan­des zum Wald­rand nicht erlaubt. Die Gret­chen­fra­ge aus Sicht der Geneh­mi­gungs­be­hör­de: Wie neu wäre das, was nach dem Brand ent­steht? – So steht die Gemein­de plötz­lich vor einem Scher­ben­hau­fen und vor der Fra­ge, was aus besag­ten Scher­ben noch zu kon­stru­ie­ren ist.

Dabei waren die Pla­nun­gen mit gro­ßen Visio­nen gestar­tet: Als das Gelän­de noch dem Land­kreis Hil­des­heim gehör­te, war unter Betei­li­gung der kwg Kreis­wohn­bau im Spät­som­mer 2018 zunächst sogar von 50 neu­en Häu­sern und bis zu 158 Woh­nun­gen die Rede. Die ers­te abge­speck­te Ver­si­on nach dem Grund­stücks­kauf durch die Gemein­de beschränk­te sich ein Jahr spä­ter auf gut die Hälf­te. Doch auch das war dem Kreis als Auf­sichts­be­hör­de zu viel: Im fol­gen­den Jahr trat er kräf­tig auf die Brem­se, äußer­te „erheb­lichs­te“ Beden­ken wegen des Natur­schut­zes und hielt sie seit­dem auf­recht. Im ver­gan­ge­nen Jahr leg­te die Gemein­de erst Wider­spruch gegen die Teil­ver­sa­gung des F‑Plans ein, dach­te über eine Kla­ge nach, ver­zich­te­te dann aber auf die­se und star­te­te statt­des­sen einen neu­en Anlauf mit einem ande­ren Pla­ner. Er soll die Not­wen­dig­keit, am Bahn­berg Woh­nen zu ermög­li­chen, bes­ser begründen.

Buch­stäb­lich über Nacht haben sich nun wie­der die Vor­aus­set­zun­gen geän­dert – und die Rats­gre­mi­en wer­den sich bald wie­der mit dem The­ma befas­sen müssen.

Quel­le: Hil­des­hei­mer All­ge­mei­ne Zei­tung | 22.02.2024