Heizen mit Holz könnte teurer werden – auch Pellets und Fernwärme in Hildesheim betroffen?

Kreis Hildesheim – Der natürliche Brennstoff könnte nach Plänen von EU und Bund bald nicht mehr als nachhaltig gelten. Landwirte und eine Wohnungsbaugesellschaft üben Kritik. Die Argumente beider Seiten.

Von Tarek Abu Ajamieh

Kreis Hildesheim – Wer Brennholz kauft, um damit den heimischen Ofen zu beheizen, muss möglicherweise bald tiefer in die Tasche greifen. Die EU und auch das Bundesumweltministerium prüfen, Holz den Nachhaltigkeits-Status abzuerkennen. Käme es dazu, würden auf Holz wohl CO2 -Steuern fällig werden. Das könnte auch die Fernwärme in Hildesheim sowie Pellet-Heizungen betreffen. Landwirte im Kreis Hildesheim und eine große Wohnungsbaugesellschaft kritisieren die Pläne.

Kritik vom Landvolk Hildesheim

„Damit werden in Zukunft sogar noch CO2 -Steuern auf Brennholz zu bezahlen sein, wo doch nur das CO2 freigesetzt wird, was zuvor im Holz eingespeichert wurde“, moniert der Landvolk-Kreisverband Hildesheim in einer Pressemitteilung. Und der Vorsitzende Konrad Westphale, sonst eher für moderate Töne bekannt, wettert: „Wieder einmal verabschiedet sich die EU von den Menschen, für die die EU eigentlich da ist.“ Das Landvolk unterstütze den Aufruf der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände an die EU und die Europaabgeordneten, das Vorhaben unverzüglich abzusetzen.

Das Bundesumweltministerium sieht indes gute Gründe für eine Umstellung: „Heizen mit Holz ist entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht klimaneutral“, erklärt das Ressort auf seiner Internetseite. „Beim Verbrennen von Holz entsteht CO2 – pro produzierter Wärmeeinheit sogar mehr als bei fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas.“

Waldbesitzer gegen Umweltministerium

Der Waldbesitzerverband hält dagegen: „Genauso viel oder mehr als das, was an CO2 beim Holzverbrennen in einem Jahr frei wird, nehmen die Bäume in den Wäldern insgesamt in diesem Jahr wieder auf.“ Somit sei das Heizen mit Holz klimaneutral. Was wiederum das Umweltministerium „vereinfachend“ findet. Der Wald solle besser „unvermeidbares“ CO2 aus der Luft binden.

Unterstützung für die kritische Position der Land- und Forstwirte kommt von Matthias Kaufmann, Geschäftsführer der Kreiswohnbaugesellschaft kwg. Sein Unternehmen heizt in Sarstedt einige seiner großen Mehrfamilienhäuser teilweise mit Pellets, teilweise mit Gas. „Wir nutzen die Holzpellets also, um einen fossilen Brennstoff zu ersetzen“, stellt Kaufmann fest. „Das sollte eigentlich im Sinn des Klimaschutzes sein.“

Kritik von Kaufmann

Schließlich sei Holz ein nachwachsender Rohstoff. „Es ist sicher sinnvoll, darauf zu achten, dass dem Wald weniger Holz entnommen wird, als nachwächst“, merkt Kaufmann an. „Aber es ist doch ohnehin, gemessen an den anderen Heizenergieträgern, ein Nischenprodukt – und wird es auch bleiben.“ Auch vor diesem Hintergrund halte er eine CO2-Besteuerung nicht für zielführend.

Ein Thema könnten die Pläne auch für die EVI Energieversorgung Hildesheim und ihre Fernwärme-Kunden werden. Denn die werden nicht zuletzt durch das Holzschnitzel-Heizkraftwerk des Unternehmens versorgt. Die EVI wollte sich auf HAZ-Anfrage nicht zur laufenden politischen Diskussion äußern.

Quelle: www.hildesheimer-allgemeine.de | 20.03.2023