kwg kommt noch nicht voran an der Bischofsmühle
26. September – Rainer Breda
Firma wartet auf Baugenehmigung und will die geplanten zwölf Wohnungen erst verkaufen, wenn diese fertig sind
Hildesheim. Das Bauvorhaben der Kreiswohnbaugesellschaft (kwg) in der Mühlenstraße kommt nicht voran: Eigentlich wollte das Unternehmen in diesem Monat damit beginnen, die zwölf altengerechten Wohnungen zu vermarkten, die es auf dem Grundstück gegenüber dem Insel-Café errichten will. Doch noch steht die Baugenehmigung der Stadt aus. Unabhängig davon hat die kwg nun den Ablaufplan verändert: Sie will entgegen ihrer ursprünglichen Absicht zunächst den Gebäudekomplex fertig bauen und erst dann den Vertrieb der Wohnungen starten.
Die kwg betreibt das Millionen-Vorhaben bereits seit mehreren Jahren, sie muss dabei immer wieder mit Widrigkeiten kämpfen. So kam dem Unternehmen anfangs eine Abwasserleitung in die Quere, die nicht in den Plänen für das Gelände eingezeichnet war – allein dies habe acht bis zehn Monate gekostet, berichtet Milano Werner. Die nötige Bebauungsplanänderung zog sich über zwei Jahre, in diesem Zuge gab es Vorbehalte mehrerer Anlieger.

Von denen hat einer, der Eigentümer des Insel-Café- Grundstücks gegenüber, die Planänderung juristisch angefochten: Ihm ist der kwg-Komplex zu wuchtig, die Stadt habe den Denkmalschutz für die benachbarte Magdalenen-Kirche und deren früheres Kloster außer Acht gelassen.
Wann der Konflikt vor dem Oberverwaltungsgericht in Lüneburg behandelt wird, steht noch nicht fest: Ein Termin für die mündliche Verhandlung lasse sich nicht absehen, sagte Gerichtssprecher Heiko Leitsch der HAZ; beim zuständigen 1. Senat seien noch zahlreiche ältere Normenkontrollklagen anhängig. Aufschiebende Wirkung hat die Klage zwar nicht; man sehe das Verfahren auch „unkritisch“, sagte kwg-Projektleiter Milano Werner der HAZ. Ohne Baugenehmigung kann die kwg allerdings nicht anfangen, den Gebäudekomplex zu errichten. Wann mit der Erlaubnis dafür zu rechnen ist, wollte Rathaussprecher Helge Miethe auf Anfrage nicht sagen: Die Stadt gebe zu privaten Vorhaben grundsätzlich keine Auskunft.
Klar ist: Die kwg hat beschlossen, die zwölf Wohnungen erst zu verkaufen, wenn deren Bau abgeschlossen ist. In der Regel wählen Investoren die umgekehrte Reihenfolge, weil sie dann mögliche Kredite schneller zurückzahlen können. Doch in diesem Fall gebe es durch die Finanzierung kein Risiko, betont Projektleiter Werner: Die Zinsen seien niedrig, die Nachfrage nach den Wohnungen sei sehr groß. So gebe es 140 Interessenten – was bedeutet, dass die kwg sicher ist, die Appartements (sie sind zwischen 70 und 130 Quadratmetern groß, verteilt auf zwei bis vier Zimmer) auf jeden Fall an den Mann zu bringen.
Als Hauptargument für den neuen Fahrplan nennt Werner allerdings einen anderen Vorteil: Bei der Reihenfolge Bauen vor Vertrieb vermeide die kwg, auf Sonderwünsche der Käufer eingehen zu müssen. „Das kann sonst ein beträchtlicher Aufwand sein, wie wir bei anderen Projekten erfahren haben“, erklärt Werner. Die reine Bauzeit schätzt er auf 16 bis 18 Monate; wann dann genau der Verkauf der Wohnungen startet, will die kwg zum gegebenen Zeitpunkt entscheiden.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 26. September 2020