Das Ostend steht am Anfang
20. Juni – Heiko Stumpe und Kilian Schwartz
Ideen für zeitgemäßes Wohnen werden in einem neuen Stadtviertel durch gbg und kwg Wirklichkeit
Hildesheim. Kräne, Transporter, Baustellenfahrzeuge und Arbeiter beim Ausladen von Werkzeugen und Materialien – das ist normales Baustellentreiben. Die Handwerker in den Rohbauten sind bei der Arbeit. Sie errichten Reihenhäuser, Praxisgebäude und Wohnkomplexe. Für welchen Zweck die Gebäude später genutzt werden, ist ihnen wahrscheinlich nicht wichtig. Wohl aber den rund 1.200 Menschen, die hier einmal ein Dach über dem Kopf haben werden, die das Ostend-Quartier ihre Heimat nennen werden.
Auf dem knapp zwölf Hektar großen Gelände der ehemaligen Mackensen-Kaserne zwischen der Oststadt und der Senator- Braun-Straße entsteht ein neues Stadtviertel. Das alles wird kein Wohngebiet im herkömmlichen Sinne, ist nicht vergleichbar mit den Einfamilienwohngebieten in den Randbereichen der Ortschaften. Im Ostend sind die künftigen Bewohner fast mitten in Hildesheim.
Langsam bekommt man eine Vorstellung von dem, wie der neue Stadtteil später einmal aussehen wird. Auf der ehemaligen Freifläche wachsen Stockwerk für Stockwerk die Gebäude in die Höhe.
Drei- bis viergeschossige Mehrfamilien- und Reihenhäuser entstehen. Für die Nutzer steht im Kaufvertrag, dass sie innerhalb von vier Jahren nach Unterzeichnung mit dem Bauen beginnen müssen. Die Nachfrage war groß, die Grundstücke schnell vergeben. Mittlerweile ist nur noch ein Grundstück frei, das „Baufeld 4“. Dort ist die Baustellenzufahrt und aus diesem Grund geht das Grundstück erst später in die Vermarktung.
Urbanes Leben ist vielen der künftigen Bewohner anscheinend wichtiger als ein Häuschen im Grünen. Aber mit dem Grünen Band, einem parkähnlichen, zentralen Streifen, soll auch Natur ins Ostend kommen.

Erster Großmieter der kwg
Dort grenzt „Ostend Block 9“ an, so heißt das Bauvorhaben der Kreiswohnbau (kwg) als Arbeitstitel. Auf einer rund 6.000 Quadratmeter großen Parzelle wird ein in zwei Teile gegliederter Gebäudekomplex errichtet. Mit vier Stockwerken und einer unterirdischen Tiefgarage für gut 90 Fahrzeuge ist das Projekt konzipiert. Der Baubeginn ist für August oder September vorgesehen, die Bauzeit beträgt dann 20 Monate, bevor die ersten Bewohner einziehen können. 22 Millionen Euro hat die kwg für das Projekt vorgesehen.
„Wir wollen hier einen großen Mietermix.“
Gerold Schäfer, kwg-Projektverantwortlicher
„So viel haben wir noch nie in ein Bauvorhaben investiert“, so Gerold Schäfer, Projektverantwortlicher bei der kwg. 96 Wohnungen entstehen, 28 gehen davon in den direkten Verkauf, werden also neue Besitzer finden. Für 44 Einheiten bleibt die kwg der Vermieter. Davon wiederum werden 18 Mietwohnungen staatlich gefördert, also für Personen mit mittleren und niedrigen Einkommen reserviert, was man früher Sozialwohnungen nannte. „Wir haben einen sozialen Auftrag, arbeiten in diesem Bereich also nicht gewinnorientiert“, so Schäfer.
Überhaupt werde Wohnraum gesucht, der kleine Grundrisse habe – und damit auch günstig ist. Die kwg bietet in diesem Segment 35- bis 50-Quadratmeterwohnungen an. „Für ältere Menschen ist das wichtig“, so Schäfer, der auch die Barrierefreiheit betont. 24 Wohnungen sind für betreutes Wohnen vorgesehen, und an dieser Stelle kommt die Kooperation mit dem Pflegedienst „Daheim statt Heim“ ins Spiel. „Die Tagespflege wird im Erdgeschoss des Gebäudekomplexes integriert“, so kwg-Partner Sebastian Adamski. Im Erdgeschoss mit Außenfläche zum Innenhof können sich 20 Tagespflegegäste aufhalten, die im Betreuten Wohnen leben, die aus dem Quartier oder auch von auswärts kommen. Für den Transfer ist ein Fahrdienst vorgesehen. Bisher mit 55 Mitarbeitern im Einsatz, wird Adamski für diese Aktivitäten aufstocken und zusätzliches Personal einstellen.
Quelle: Kehrwieder am Sonntag, 20./21. Juni 2020 (Auszug)