Das Ostend steht am Anfang

20. Juni  –  Hei­ko Stum­pe und Kili­an Schwartz

Ideen für zeit­ge­mä­ßes Woh­nen wer­den in einem neu­en Stadt­vier­tel durch gbg und kwg Wirklichkeit

 

Hil­des­heim. Krä­ne, Trans­por­ter, Bau­stel­len­fahr­zeu­ge und Arbei­ter beim Aus­la­den von Werk­zeu­gen und Mate­ria­li­en – das ist nor­ma­les Bau­stel­len­trei­ben. Die Hand­wer­ker in den Roh­bau­ten sind bei der Arbeit. Sie errich­ten Rei­hen­häu­ser, Pra­xis­ge­bäu­de und Wohn­kom­ple­xe. Für wel­chen Zweck die Gebäu­de spä­ter genutzt wer­den, ist ihnen wahr­schein­lich nicht wich­tig. Wohl aber den rund 1.200 Men­schen, die hier ein­mal ein Dach über dem Kopf haben wer­den, die das Ostend-Quar­tier ihre Hei­mat nen­nen werden.

 

Auf dem knapp zwölf Hekt­ar gro­ßen Gelän­de der ehe­ma­li­gen Macken­sen-Kaser­ne zwi­schen der Ost­stadt und der Sena­tor- Braun-Stra­ße ent­steht ein neu­es Stadt­vier­tel. Das alles wird kein Wohn­ge­biet im her­kömm­li­chen Sin­ne, ist nicht ver­gleich­bar mit den Ein­fa­mi­li­en­wohn­ge­bie­ten in den Rand­be­rei­chen der Ort­schaf­ten. Im Ostend sind die künf­ti­gen Bewoh­ner fast mit­ten in Hildesheim.

 

Lang­sam bekommt man eine Vor­stel­lung von dem, wie der neue Stadt­teil spä­ter ein­mal aus­se­hen wird. Auf der ehe­ma­li­gen Frei­flä­che wach­sen Stock­werk für Stock­werk die Gebäu­de in die Höhe.

 

Drei- bis vier­ge­schos­si­ge Mehr­fa­mi­li­en- und Rei­hen­häu­ser ent­ste­hen. Für die Nut­zer steht im Kauf­ver­trag, dass sie inner­halb von vier Jah­ren nach Unter­zeich­nung mit dem Bau­en begin­nen müs­sen. Die Nach­fra­ge war groß, die Grund­stü­cke schnell ver­ge­ben. Mitt­ler­wei­le ist nur noch ein Grund­stück frei, das „Bau­feld 4“. Dort ist die Bau­stel­len­zu­fahrt und aus die­sem Grund geht das Grund­stück erst spä­ter in die Vermarktung.

 

Urba­nes Leben ist vie­len der künf­ti­gen Bewoh­ner anschei­nend wich­ti­ger als ein Häus­chen im Grü­nen. Aber mit dem Grü­nen Band, einem park­ähn­li­chen, zen­tra­len Strei­fen, soll auch Natur ins Ostend kommen.

Foto: Milano Werner, Gerold Schäfer von der kwg und Sebastian Adamski vom Pflegedienst „Daheim statt Heim“
Mila­no Wer­ner und Gerold Schä­fer von der kwg (von links) stel­len ihrem ers­ten Groß­mie­ter, Sebas­ti­an Adam­ski vom Pfle­ge­dienst „Daheim statt Heim“, das Bau­vor­ha­ben als Modell vor. HEIKO STUMPE

Ers­ter Groß­mie­ter der kwg

 

Dort grenzt „Ostend Block 9“ an, so heißt das Bau­vor­ha­ben der Kreis­wohn­bau (kwg) als Arbeits­ti­tel. Auf einer rund 6.000 Qua­drat­me­ter gro­ßen Par­zel­le wird ein in zwei Tei­le geglie­der­ter Gebäu­de­kom­plex errich­tet. Mit vier Stock­wer­ken und einer unter­ir­di­schen Tief­ga­ra­ge für gut 90 Fahr­zeu­ge ist das Pro­jekt kon­zi­piert. Der Bau­be­ginn ist für August oder Sep­tem­ber vor­ge­se­hen, die Bau­zeit beträgt dann 20 Mona­te, bevor die ers­ten Bewoh­ner ein­zie­hen kön­nen. 22 Mil­lio­nen Euro hat die kwg für das Pro­jekt vorgesehen.

„Wir wol­len hier einen gro­ßen Mietermix.“

Gerold Schä­fer, kwg-Projektverantwortlicher

So viel haben wir noch nie in ein Bau­vor­ha­ben inves­tiert“, so Gerold Schä­fer, Pro­jekt­ver­ant­wort­li­cher bei der kwg. 96 Woh­nun­gen ent­ste­hen, 28 gehen davon in den direk­ten Ver­kauf, wer­den also neue Besit­zer fin­den. Für 44 Ein­hei­ten bleibt die kwg der Ver­mie­ter. Davon wie­der­um wer­den 18 Miet­woh­nun­gen staat­lich geför­dert, also für Per­so­nen mit mitt­le­ren und nied­ri­gen Ein­kom­men reser­viert, was man frü­her Sozi­al­woh­nun­gen nann­te. „Wir haben einen sozia­len Auf­trag, arbei­ten in die­sem Bereich also nicht gewinn­ori­en­tiert“, so Schäfer.

 

Über­haupt wer­de Wohn­raum gesucht, der klei­ne Grund­ris­se habe – und damit auch güns­tig ist. Die kwg bie­tet in die­sem Seg­ment 35- bis 50-Qua­drat­me­ter­woh­nun­gen an. „Für älte­re Men­schen ist das wich­tig“, so Schä­fer, der auch die Bar­rie­re­frei­heit betont. 24 Woh­nun­gen sind für betreu­tes Woh­nen vor­ge­se­hen, und an die­ser Stel­le kommt die Koope­ra­ti­on mit dem Pfle­ge­dienst „Daheim statt Heim“ ins Spiel. „Die Tages­pfle­ge wird im Erd­ge­schoss des Gebäu­de­kom­ple­xes inte­griert“, so kwg-Part­ner Sebas­ti­an Adam­ski. Im Erd­ge­schoss mit Außen­flä­che zum Innen­hof kön­nen sich 20 Tages­pfle­ge­gäs­te auf­hal­ten, die im Betreu­ten Woh­nen leben, die aus dem Quar­tier oder auch von aus­wärts kom­men. Für den Trans­fer ist ein Fahr­dienst vor­ge­se­hen. Bis­her mit 55 Mit­ar­bei­tern im Ein­satz, wird Adam­ski für die­se Akti­vi­tä­ten auf­sto­cken und zusätz­li­ches Per­so­nal einstellen.

Quel­le: Kehr­wie­der am Sonn­tag, 20./21. Juni 2020 (Aus­zug)